Regeländerung beim Deutschen Phantastik Preis - schade!
Der Deutsche Phantastik Preis ist ein Preis, der vom
Publikum vergeben wird, von Ihnen allen. Das ist zwar
nicht ganz unproblematisch, da die Autorinnen und
Graphiker mit dem größten Fankreis den Preis
vielleicht auch abräumen, ohne dass ihr Werk wirklich
so herausragend war. Aber es ist doch eine ehrliche
Äußerung der Begeisterung, die da durchschlägt.
Bis zum letzten Jahr wurden in einer Vorrunde alle
möglichen Vorschläge gesammelt und die am meisten
genannten Werke dann in einer Hauptrunde zur
Abstimmung gestellt. Dieses Jahr hat eine Jury - von
der auf der Site nicht ersichtlich ist, wer das war
und was sie qualifizierte - in jeder Kategorie
Vorschläge gemacht, von denen man je Kategorie einen
auswählen kann. In der letzten Zeile ist dann ein
Textfeld, das auch die Nennung nichtjuryverlesener
Künstler und Schriftsteller erlaubt. Es ist also
immer noch alles möglich.
Aber ist nicht zu erwarten, dass die Vorauswahl das
Ergebnis ganz stark bestimmen wird? Wer hat schon
Ideen für alle Kategorien? Klar, man kann Kategorien
offenlassen. Aber wenn da ein Name ist, der einem
etwas sagt, neigt man dazu, den zu nehmen. Eine
Autorin, deren vorletztes Buch man mochte, und die
man dann wählt, obwohl man das zur Wahl stehende
nicht kennt? Aus der Sozialforschung ist bekannt,
dass derartige Präjudizierungen die Befragten ganz
stark leiten.
Bemerkenswert ist übrigens in zumindest einem Fall,
wer nicht auf der Liste steht. Hither Shore, das Jahrbuch der
Deutschen Tolkiengesellschaft, hat den DPP 2006
und 2008 gewonnen und es ist auch 2008 wieder ein
Buch erschienen, das man dieses Jahr wählen kann.
Die Jury fand es aber offensichtlich nicht wichtig
genug, den Vorjahressieger zu berücksichtigen ...
Ich appelliere ganz offen, doch bitte nur die Werke
zu wählen, die man auch kennt. Echte Fans werden die
Werke ihrer Autoren und Grafiker ja auch genossen
haben. Aber nicht einfach XXXX wählen, weil der 2001
mal ein nettes Buch rausgebracht hat. Das nimmt
vielen Künstlern eine Chance, die nicht so bekannt
sind wie XXXX, der vielleicht mit seinem
letztjährigen Buch gar nicht mehr so toll war wie
früher.
Eines noch: Was die Kategorie Bestes Sekundärwerk
angeht: Hither Shore, Band 4, Tolkiens Kleinere
Werke, können Sie natürlich wählen, obwohl die Jury
es nicht so toll fand. Besser aber noch ist das
unerfindlicherweise auch nicht auf der Liste
stehende: „Friedhelm Schneidewind: Mythologie und
phantastische Literatur. Oldib-Verlag Essen, 2008“ -
einfach bestellen, lesen, wählen. Danke schön!