Phantastik

"die fantastischen 6" sind erschienen ...

Die von Charlotte Kerner bei Beltz herausgegebenen Lebensgeschichten von Stanislaw Lem, Bram Stoker, Stephen King, Mary Shelley, Philip K. Dick und J.R.R. Tolkien sind erschienen. Der Tolkienbeitrag in diesem Sammelband mit dem Titel die fantastischen 6 stammt von mir.

Das Buch enthält sechs 40-50-seitige Beiträge, die jeweils das (Haupt-)Werk der Autoren mit ihrer Biographie verbinden. Die jeweiligen Artikel richten sich an den Fan, der mehr über Werk und Autoren wissen möchte sowie an jede Leserin, jeden Leser, die diese sechs für die Phantastik äußerst wichtigen Menschen einfach so näher kennenlernen wollen oder ein besseres Verständnis von Wirken und Rolle der Phantastik über die je persönlichen Zugänge gewinnen möchten.

Die Zusammenstellung gerade dieser Autorinnen und Autoren gewährt damit auch einen Überblick über die gesamte Bandbreite der Phantastik. Mit Mary Shelley beginnt nach recht einhelliger die Science Fiction, aber auch das Horrorgenre verdankt ihr einen prägenden Einfluss. Stoker ist für den Horror wichtig, beeinflusste aber auch die Fantasy. King ist sowieso aus allen drei Hauptbereichen der Phantastik nicht wegzudenken. Dick und Lem stehen für den Einfluss, den Science fiction auf unser Denken und die Gesellschaft hat. Und Tolkien ... na ja, den kennen Sie als Besucher meiner Site ja.

Ich habe für meinen Beitrag das Wichtigste zusammengefasst, was man über Tolkien bei der gegebenen Kürze von nur gut 40 Seiten sagen kann und es mit seiner unspektakulären, aber für das Verständnis der Fantasy doch so wichtigen Vita verbunden, so dass Sie jedem Tolkieninteressierten bedenkenlos, wie ich finde, raten können, den Aufsatz als Einstieg in seine Welt(en) zu lesen. Fast das Gleiche kann man über die alle sechs Aufsätze sagen.

Ein persönlicher Tipp noch - da Sie ja gerade hier sind und die lesen, vermute ich, dass Sie sowieso eine Affinität zur Phantastik haben, für die polyoinos ja weithin steht. Wenn Sie Ihr Interesse (Liebe?) Phantastik jemandem erklären wollen, der da nicht viel mit anfangen kann (Eltern, Partner, Lehrer ...), so stellt die fantastischen 6 einen tolles Geschenk dar.

Also:
Charlotte Kerner (Hrsg.): die fantastischen 6. Weinheim, Basel: Beltz & Gelberg 2010

Foto am 02-03-2010 um 13.49


Bitte? Ich sollte gerade heute eher etwas über die verbotene (juchhu!) Vorratsdatenspeicherung schreiben? Sie haben ja recht. Dazu eine Einschätzung in zwei, drei Tagen, ja?

Aus gegebenem Anlass: Mal wieder Thema Eskapismus

Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel macht diese Woche mit einer seiner berüchtigt pessimistischen Titelgeschichten über die aktuellen Zeitläufte auf und analysiert die Zeit von 2000 bis 2009 als das „Verlorene Jahrzehnt“, in dem der 11. September, die Finanzkrise und der Klimawandel für eine umfassende Wende zum schlechteren, verbunden mit dem Verlust fast aller Hoffnung, verantwortlich gemacht werden. Illustriert wird das nach Meinung der Autoren auch und besonders charakteristisch durch den großen Publikumserfolg von Harry Potter und der Verfilmung von Der Herr der Ringe. Dieser Erfolg hat selbstverständlich nichts mit der Qualität der beiden Werke zu tun, sondern ist Ausdruck einer allgemeinen Weltfluchttendenz angesichts der hoffnungslosen Situation des Lebens auf unserem krisengeschüttelten Planeten. Die beiden märchenartigen Geschichten entführen ihre Zuschauer und Leser in bessere Welten, um sie des Nachdenkens über echte Probleme zu entheben - mal wieder Thema Eskapismus. Ein Eskapismus natürlich, das insinuiert schon die Nennung in dem Zusammenhang mit dem Verlorenen Jahrzehnt, der individuell wie gesellschaftlich und politisch von größter Verantwortungslosigkeit zeugt, denn wer Tolkien liest, kümmert sich schließlich nicht gleichzeitig um den Weltfrieden.

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Türen in fremde Welten helfen ...

Allerdings haben sich die Spiegel-Redakteure, wie ich finde, keinen Gefallen damit getan, ausgerechnet diese beiden Fantasyerzählungen auszuwählen. Und damit ziehe ich mich nicht auf die bekannte Replik des Herr-der-Ringe-Autors Tolkien zurück, dass Fluchten ins Phantastische angesichts der nüchtern-trostlosen Moderne legitime Fluchten eines Gefangenen aus dem Gefängnis einer ent-ästhetisierten Welt sind.

Ich halte die Beispiele Harry und Mittelerde für schlechte Eskapismusbeispiele, weil sie beide überhaupt nicht weltabgewandt sind. Doch der Spiegel hält sie für „KIndergeschichten“ und schließt im Weiteren: „Man zieht sich zurück in eine infantile Welt, in der herzige Helden das Böse besiegen.“ Und das natürlich nur, um den Kopf in den Sand zu stecken: „Das moderne Märchen ist die Antwort auf eine ruppige Welt.“ (Alle Zitate S. 154.) Oh ja, Verantwortungslosigkeit pur!

Die „herzigen Helden“ sind natürlich die übliche Spiegel-Polemik und wären gar nicht so schlimm, wenn sie auch nur annähernd den Werken entsprächen, denn schließlich sei auch dem Spiegel gestattet, seine Punkte zu machen, wie er es für richtig hält. Aber anhand dieser Beispiele zeigt sich einfach, dass die Herren Kurbjuweit und Steingart sowie Frau Theile schlicht keine Ahnung haben, wovon sie schreiben.

Wo nämlich die Herzigkeit zu finden sein soll, kann sich dem Publikum nicht erschließen. Etwa in den Folterszenen zwischen Dolores Umbridge und Harry Potter? Oder wenn Sam und Frodo sich am Ende ihrer Kräfte durch die tödliche Ödnis Mordors schleppen? Egal. Geschenkt, würde ich sogar sagen - denn die Bemerkungen sind ja nur Randnotizen zum großen Thema des Artikels -, wenn nicht die Werke und das Publikum damit erstens en passant mal wieder beleidigt würden und zweitens nicht schon wieder der unzutreffende Gemeinplatz bedient würde, dass Fantasy mindestens belanglos, vielleicht aber sogar gefährlich ist, denn sie verhindert ja den Blick auf die wichtigen Dinge.

Aber schauen Sie sich diese herzigen Welten doch einmal an. Nein, es muss gar nicht das bedrückende verheerte Land sein, in das der ‚herzige’, an Lepra erkrankte Held Thomas Covenant geworfen wird (von dieser Fantasy-Serie redet der Spiegel ja auch nicht - meine Entschuldigung). Nein, ich meine das ach so herzige Hogwarts und die herzige Welt Mittelerde.

In Hogwarts erlebt Harry Potter in 7 Bänden eine typische Coming-Of-Age-Geschichte, einen Entwicklungsroman wie es ihn seit Jahrhunderten gibt; klassisches Literaturarsenal sozusagen. Lässt man einmal die phantastische Kulisse beiseite, so findet man eine durchaus realistische Geschichte über die Probleme des Aufwachsens. In höchstem Maße zugespitzt zwar, aber Zuspitzungen sind völlig normal in allen Arten von Romanen und Filmen, um die Punkte zu verdeutlichen, über die die Autorin, der Regisseur Aussagen machen möchte. Dass die Zuspitzungen bei Harry Potter bis ins Übernatürliche hineinreichen, ist weder für die Form noch für die Aussage von Belang. Todes- und Liebeszauber in Fantasy sind nichts weiter als Metaphern für menschliches Handeln. Worauf es ankommt, ist, ob die Geschichte als Geschichte überzeugt und anspricht. Und die ist komplex und reichhaltig, die Charaktere besitzen Tiefe und die Entscheidungen, die den Protagonisten abverlangt werden sind schwierig und folgenschwer - ganz ähnlich wie jeder Jugendliche zu ahnen beginnt, dass alles, was er tut komplex und folgenschwer ist. Jedenfalls ist es keine infantile Welt, in der einfach mal so das Böse besiegt werden kann.

Auch Mittelerde ist keine Welt, in der rechts das Böse und links das Gute stehen und Links mal eben nach Rechts rüberrennen kann, um die Geschichte in allgemeinem Wohlgefallen aufzulösen. Nicht einmal bei Jackson ist sie das ... und um wie viel weniger bei Tolkien, wie Steingart, Kurbjuweit und Theile leicht einsehen sollten, wenn sie sich mal mit Feanor oder Turin befassten oder auch nur über Gollum nachdächten, von dem auch sie schon gehört haben dürften. Es ist eine noch einmal deutlich komplexere Welt als Hogwarts, die Tolkien da erschaffen hat, in der es Unmengen an Gedanken, Überzeugungen und Ideen zu entdecken gibt. Allein der melancholische Niedergangscharakter - der ebenfalls bei Jackson zu sehen ist - gibt schon so vieles zu bedenken, dass nicht wenige Kritiker Tolkien deshalb in eine Reihe mit den großen Kriegspoeten wie T. S. Eliot und Erich Maria Remarque gestellt haben. Herzig? Nein, Modernitätskritik und der Tod auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs finden ihre phantastisch vebrämte Aufarbeitung.

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... die Tür zur eigenen Welt zu öffnen

Und die vermeintlichen happy endings? Sie sind es ja wohl, die den Hauptimpuls zum Eskapismus bergen, über den die Autoren sich mokieren. Märchen - und selbst die sind nicht so naiv wie der Spiegel-Artikel es wohl gerne darstellen würde - enden oft mit der Aussage, dass nach den Ereignissen alle glücklich und zufrieden leben, eventuell bis heute und gleich um die Ecke. Doch welches Fazit können die Helden Harry und Frodo ziehen? In Harrys Fall endet die Geschichte glücklich, aber das Happily-Ever-After-Gefühl stellt sich nicht ein. Es ist gut, aber es fühlt sich eher an wie: „Es ist geschafft.“ Und es war verdammt hart, dorthin zu gelangen. Exakt so, wie sich der vollzogene Austritt aus der Jugend anfühlt. Und für Frodo - und die gesamte Welt Mittelerde, die nun auf allen elbischen Zauber verzichten muss - gibt es überhaupt kein Happy End, denn seine Wunden sind so tief, dass er es nicht mehr in der Welt, die er rettete, aushält und sie verlassen muss.

Harry und Frodo haben gelernt, dass man mitunter große Opfer bringen muss und bilden damit ab, was Menschen im wahren Leben tagtäglich erleben. Dass es überhaupt zu Enden kommt, bei denen wenigstens das Böse nicht triumphiert, verleiht unserer Minimalhoffnung Ausdruck, dass wir das Leben halbwegs anständig bewältigen werden und ist als solches nur legitim. Natürlich sind Hogwarts, Mittelerde und all die anderen zauberhafte Welten, die in sich hinein entführen wollen. Harry, Mittelerde und ein großer Teil der Fantasy erinnern uns aber auch daran, wie steinig der echte (Lebens-)Weg ist. Mit Weltflucht hat das nicht viel zu tun, viel eher ist es zutreffende Diagnose, von den Ärzten Rowling und Tolkien - so wie jeder gute Arzt es machen würde - angereichert mit einem Schuss Hoffnung, der Mut macht, den Weg weiter zu gehen.

Genre-Grenzen

Vor einer Woche in Worms hatten wir das Thema auch wieder: die Genregrenzen ziwschen Fantasy, Science Fiction, Horror und auch zwischen Phantastik und Realismus.

Es sind schwammige Grenzen und Konsens ist dann immer so eine Sache. Dabei ist es recht einfach mit den Genregrenzen, finde ich, und habe mir deshalb ein paar Gedanken gemacht und einen kleinen (4 Seiten) Aufsatz dazu zu Tastatur gebracht.

Bitte sehr: ...


Fantasy ist ein Menschenrecht ...

... das mag zwar zunächst stutzig machen oder komisch erscheinen, aber ich denke, man sollte dringend wieder einmal drauf hinweisen ... gute 70 Jahre nachdem Tolkien so etwas schon einmal ganz ähnlich formuliert hat.

Deshalb nahm ich den Mythentag im Nibelungenmuseum in Worms zum Anlass, diesen Gedanken einmal auszuformulieren und zu erläutern. Friedhelm Schneidewind, der Conventus Tandaradey und ich waren eingalden, im Mythenlabor zu Halloween einen ganzen Tag mit Lesungen, Vorträgen, Workshops und einem Konzert zu gestalten, und als Einstiegsvortrag schien es mir eine gute Idee zu sein, einmal grundlegend auf den politischen und sozialen Stellenwert von fantasy und der Phantastik im Allgemeinen hinzuweisen. Nun, die Gäste fanden es, glaube ich, auch spannend und einleuchtend.

Ich würde mich freuen, wenn Sie sich die Zeit nähmen, den Gedanken einmal mit mir nachzuvollziehen. Und falls Sie meine Ausführungen über das Wesen der Fantasy kennen, so können Sie auch gleich zum Punkt Römisch 2 runterscrollen, wo die eigentliche politische Argumentation beginnt. Bitte sehr ...

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Nibelungenmuseum Worms

Nachtrag: Der Wormser Zeitung hat es auch gefallen (bis auf Friedhelms Brille): Zeitungsbericht.

Mythentag im Mythenlabor (Worms)

Passend zum Datum - 31. Oktober - "Halloween" - werden Friedhelm Schneidewind, der Conventus Tandaradey und ich einen Tag im Nibelungenmuseum in Worms gestalten. Vorträge, Geschichten, Musik und ein Schreibworkshop werden sich um die ganze reiche Welt der Mythen drehen, die ich, wie Sie vielleicht als Kenner dieser Site wissen, ja für ganz essentielle Bestandteile des menschlichen Denkens und Glaubens halte (siehe hier im Mythenaufsatz).


Samstag 31.10. / 10-18 Uhr
Nibelungen, Orks und der Drachen Tod
Mythentag im Nibelungenmuseum

Tagesprogramm mit Vorträgen und Workshops von und mit Friedhelm Schneidewind und Frank Weinreich

Ort: Mythenlabor im Nibelungenmuseum

Die beiden Mythen-, Fantasy- und Tolkienexperten Friedhelm Schneidewind (Hemsbach) und Dr. Frank Weinreich (Bochum) präsentieren an Halloween spannende und unterhaltsame Vorträge rund um Mythen und Moderne.

Samstag 31.10. / 20 Uhr
Liebe, Tod und Weingelag - Von Walther über Oswald bis zu Bellman
Konzert mit der Gruppe Conventus Tandaradey

Ort: Heylsschlösschen Worms (Schlossplatz 1).

Wie schon bei ihrem mitreißenden Auftritt zu Halloween 2007 wird die Mittelaltergruppe Conventus Tandaradey das Wormser Publikum auch in diesem Jahr in fremde Gefilde und ferne Zeiten entführen: ins Mittelalter mit Liedern von Oswald von Wolkenstein und François Villon, in die Renaissance mit Thoinot Arbeau und den frühen Barock mit John Playford und Liedern von Carl Michael Bellman.

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Liebe, Tod und Weingelag ...

Vorträge und Workshop von 10 - 18 Uhr.

10:00 Uhr: Frank Weinreich:
Fantasy – ein Menschenrecht. Nibelungen allezeit ...

11:00 Uhr: Friedhelm Schneidewind:
Warum Siegfried die letzten Orks erschlug. Die (nicht ganz ernst
gemeinte) Wahrheit über die Nibelungen

14:00 bis 16:00 Uhr: Workshop mit Friedhelm Schneidewind und Frank
Weinreich:
Ich Siegfried, ich Brunhild
Wir schaffen unsere eigenen Heldinnen und Helden.
Workshop zum Texten und Schreiben

16:00 Uhr: Friedhelm Schneidewind:
Tiamat, Fafnir und Smaug. Drachen einst und jetzt

17:00 Uhr: Frank Weinreich:
SENSATION! Französischer Archäologe weist nach: J.R.R. Tolkien hat den
»Herrn der Ringe« nicht erfunden!
Eine (nicht ganz ernst gemeinte) Geschichte

anschließend (20:00 Uhr)
KONZERT mit CONVENTUS TANDARADEY im Heylsschlösschen:
»Liebe, Tod und Weingelag’«


Einzelvorträge je 5 Euro, alle Vorträge im Paket: 15 Euro
Konzertbesuch: 10 Euro

Komplettticket: Vorträge und Konzert: 20 Euro

Anfragen unter Nibelungenmuseum Worms: 06241-202120

Ich würde mich sehr freuen, Sie in Worms zu treffen!

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Phantastik-Konferenz in Hamburg, inkl. ...

... Gründung einer "Gesellschaft für Phantastik" - eine ganz spannende Sache, die da im Herbst 2010 stattfinden wird; getrübt nur dadurch, dass die Phantastik mit "F" schreiben ...

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Call for Papers
Erste Jahrestagung und Gründungskonferenz der
Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF)
Fremde Welten
Wege und Räume der Fantastik im 21. Jahrhundert
an der Universität Hamburg
30. September – 03. Oktober 2010


Der Erfolg von Joanne K. Rowlings Harry Potter Romanen, der Matrix-Reihe der Wachowski-Brüder und Peter Jacksons Herr der Ringe hat weltweit dafür gesorgt, dass die Themenbereiche der Fantastik aus der Einordnung in die Genreliteratur heraus getreten sind und sich einen Platz im weiten Feld der akademischen auseinandersetzungen erobert haben. Das überwältigende Interesse der Menschen an Fantastik - in all seinen Spielarten - wurde schnell von den Medien aufgegriffen
und führte dazu, dass auch im akademischen Rahmen Forschungsaktivitäten initiiert oder intensiviert wurden. Im angloamerikanischen Sprachraum traf der populäre Boom auf bereits vorhandene Strukturen, so dass Organisationen wie die International Association for the Fantastic in the Arts (IAFA) oder die Science Fiction Research Association (SFRA) das neu gewonnene Interesse an ihrer Arbeit begrüßen und sich dadurch stärker innerhalb der akademischen Forschergemeinschaft positionieren
konnten.

Im deutschen Sprachraum jedoch ist das akademische Interesse an Fantastik bislang ohne ausreichende Anbindung an eine gemeinsame Organisation oder ähnliche Netzwerkstrukturen. Wir sehen daher die Gründung einer Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF) als ersten wichtigen Schritt, die deutschsprachige Forschung zur Fantastik international anzubinden und somit einerseits diese Forschung sichtbarer zu machen und andererseits Grenzen zu überschreiten und Forscher in einer
Gesellschaft zu vereinen. Zu diesem Zweck ist an der Universität Hamburg geplant, im Oktober 2010 die Gründungskonferenz und erste Jahrestagung der GFF mit dem Titel „Fremde Welten - Wege und Räume der Fantastik im 21. Jahrhundert“ abzuhalten. Die Konferenz ist ausdrücklich interdisziplinär und international angelegt und versteht den Begriff „Fantastik“ in seiner umfassenden Definition als Oberbegriff aller fantastischen Genres, wie etwa Fantasy, Horror, Gothic, Science Fiction, Speculative Fiction, aber auch Märchen, Fabeln und Mythen. Interdisziplinarität ist dabei ein zentraler Aspekt der GFF, die sich als akademisches Netzwerk versteht, das mögliche Forschungsinteressen vor allem aus Literatur, Film, Fernsehen, Kultur, Kunst, Neuen Medien, Architektur und Musik vereint und zusammenführt, aber auch Einflüsse aus Soziologie, Anthropologie, Geschichtswissenschaft und Philosophie in sich aufnimmt. Internationalität ist dabei durch die bifokale Ausrichtung der Gesellschaft und der Konferenz gewährleistet, die sich einerseits an deutschsprachige Forscher eben dieser Bereiche richtet, aber andererseits auch Mitglieder und Teilnehmer aus der internationalen Forschung zur deutschsprachigen Fantastik sucht und ausdrücklich einlädt.

Die Konferenz versteht Fantastik als einen der wichtigsten Teilbereiche der populären Kultur und sieht in ihr eine Reflektion von Machtverhältnissen und Interessenskonflikten, die im Populären eine Vorwegnahme von gesellschaftlich zentralen Diskursen erfährt, wie sie sonst in keinem anderen kulturellen Bereich zu finden ist. Als eine Form, die sich per se mit alternativen Welten bzw. grenzüberschreitenden Erfahrungen von Raum und Zeit befasst, bietet die Fantastik ein
geradezu paradigmatisches Feld, fiktionale kulturelle Räume vor dem Hintergrund historisch-realer Entwicklungen zu untersuchen bzw. aus Sicht des 21. Jahrhunderts neu zu entdecken. Zu untersuchen gilt, warum unsere Gesellschaft nach Fantastik verlangt und welche Alternativen diese Kulturform uns aufzeigt? Wie hat sie sich in den letzten Jahren verändert und entwickelt? Und speziell im deutschen Sprachraum besteht noch die Frage, welche Räume sie bislang errichtet hat und wo sie sich derzeit wieder findet?

Die Konferenz „Fremde Welten - Wege und Räume der Fantastik im 21. Jahrhundert“ versucht einerseits eine Bestandsaufnahme der akademischen Auseinandersetzung mit Fantastik im deutschen Sprachraum zu leisten, andererseits diese Forschungen in einen internationalen Dialog zu bringen. Sie möchte Forscher und Interessierte zusammenführen und einen Austausch über die vielen, noch offenen Fragen anregen. In Anlehnung an den Konferenztitel lassen sich daher
beispielhaft einige dieser Fragen benennen: Welchen Weg ist die Fantastik bislang gekommen? Welchen Weg wird sie in Zukunft gehen? Und vor allem: Wo ist sie zurzeit zu finden, welche Räume hat sie für sich erschlossen?

Die Organisatoren rufen nun alle Interessierten auf, bis zum 01.04.2010 Vorschläge für Beiträge zur Konferenz einzureichen. Möglich sind Vorschläge für Vorträge (in Vortragssitzungen bis zu 3 Teilnehmern, je 20 Minuten), Panel-Diskussionen (moderiert, mit 3-5 Teilnehmern) oder Autorenlesungen aus allen Bereichen der Fantastik in deutscher oder englischer Sprache. Vorschläge von max. 250 Wörtern und kurze, biografische Information sowie Kontaktdaten richten Sie bitte per Email an: lars.schmeink [at] uni-hamburg.de. Weitere Informationen erhalten Sie ebenfalls unter dieser Adresse.

Organisation:
Lars Schmeink, Prof. Dr. Astrid Böger, Prof. Dr. em. H.-H. Müller
Universität Hamburg
Institut für Germanistik II
Von-Melle-Park 6
D-20146 Hamburg

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Wie gesagt, ich finde es hochspannend und habe mich auch schon mit einem Vortragsvorschlag für die aktive Teilnahme an der Konferenz beworben. Außerdem plane ich, der zu gründenden Gesellschaft beizutreten. Hier etwas wie die SFRA aufzuziehen, ist lang schon nötig, jetzt scheint es zu passieren.

Aus dem Tolkien-Umfeld werden einige nahmhafte Expertinnen und Experten (Thomas Honegger etwa) dazu kommen und auch sonst höre ich aus der Ecke der Phantasten, wie Friedhelm Schneidewind oder Fanfan Chen, dass viele Leute planen, nach Hamburg zu kommen. Das könnte ein großer Erfolg werden, gesellen Sie sich doch auch dazu.

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Auf nach Hamburg; Bus, Bahn und normale Autos gehen natürlich auch ...

Gewalt in Fantasy - Untersuchung auf Deutsch online

Nachdem ich auf dem Elbenwaldspektakel und dem Tolkien-Thing die Ergebnisse der Inhaltsanalyse von „Der Herr der Ringe“ schon zwei Mal auf Deutsch vorgetragen habe (die erste Veröffentlichung war ja auf Englisch, hier) ist die Auszählung, wie viel Gewalt HdR nun wirklich enthält, auch auf Deutsch online.

Der Artikel ist zudem gegenüber der englischen Fassung etwas erweitert. Ich habe ein paar der Zahlen gestrichen und dafür einige allgemeine Überlegungen zur Gewaltdarstellung im Genre Fantasy hinzugefügt. Schauen Sie ruhig noch einmal rein, auch wenn Sie den englischen Artikel schon kennen.

Zur Erinnerung: Es ist erstaunlich, mit wie wenig Gewalt Tolkien auskommt (das Buch; Jackson mit seiner Verfilmung ist was gaaanz anderes)! Weniger als 10 Prozent des Textes enthält direkte, lebhafte Gewaltdarstellungen, und wenn man es auf medial wirksame Gewalt reduziert, sind es sogar unter 5 Prozent.

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Gewalttätige Balrogs sind ziemlich selten ...


Mythos, Sage, Märchen, Fantasy ...

... deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede behandelte ein Vortrag, den ich vor zwei Wochen auf dem Elbenwaldspektakel erstmals hielt.

Nun habe ich es geschafft, den Vortrag etwas aufzubereiten und zu veröffentlichen. Über Feedback und Verlinkungen freue ich mich sehr, wie immer steht der Text des Vortrages unter Creative Commons License und kann von Ihnen bei Nennung von Quelle und Verfasser gerne weiterverwendet werden.

Da ich bei diesem Vortrag daran gedacht habe, mein Aufnahmegerät einzuschalten, steht auch eine Audioversion zur Verfügung.

Regeländerung beim Deutschen Phantastik Preis - schade!

Unter www.deutscher-phantastik-preis.de ist jetzt wieder die Vorrunde dieses wichtigen Publikumspreises eröffnet. Mit einer Regeländerung, die ich sehr schade finde, allerdings.

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Der Deutsche Phantastik Preis ist ein Preis, der vom Publikum vergeben wird, von Ihnen allen. Das ist zwar nicht ganz unproblematisch, da die Autorinnen und Graphiker mit dem größten Fankreis den Preis vielleicht auch abräumen, ohne dass ihr Werk wirklich so herausragend war. Aber es ist doch eine ehrliche Äußerung der Begeisterung, die da durchschlägt.

Bis zum letzten Jahr wurden in einer Vorrunde alle möglichen Vorschläge gesammelt und die am meisten genannten Werke dann in einer Hauptrunde zur Abstimmung gestellt. Dieses Jahr hat eine Jury - von der auf der Site nicht ersichtlich ist, wer das war und was sie qualifizierte - in jeder Kategorie Vorschläge gemacht, von denen man je Kategorie einen auswählen kann. In der letzten Zeile ist dann ein Textfeld, das auch die Nennung nichtjuryverlesener Künstler und Schriftsteller erlaubt. Es ist also immer noch alles möglich.

Aber ist nicht zu erwarten, dass die Vorauswahl das Ergebnis ganz stark bestimmen wird? Wer hat schon Ideen für alle Kategorien? Klar, man kann Kategorien offenlassen. Aber wenn da ein Name ist, der einem etwas sagt, neigt man dazu, den zu nehmen. Eine Autorin, deren vorletztes Buch man mochte, und die man dann wählt, obwohl man das zur Wahl stehende nicht kennt? Aus der Sozialforschung ist bekannt, dass derartige Präjudizierungen die Befragten ganz stark leiten.

Bemerkenswert ist übrigens in zumindest einem Fall, wer nicht auf der Liste steht. Hither Shore, das Jahrbuch der Deutschen Tolkiengesellschaft, hat den DPP 2006 und 2008 gewonnen und es ist auch 2008 wieder ein Buch erschienen, das man dieses Jahr wählen kann. Die Jury fand es aber offensichtlich nicht wichtig genug, den Vorjahressieger zu berücksichtigen ...

Ich appelliere ganz offen, doch bitte nur die Werke zu wählen, die man auch kennt. Echte Fans werden die Werke ihrer Autoren und Grafiker ja auch genossen haben. Aber nicht einfach XXXX wählen, weil der 2001 mal ein nettes Buch rausgebracht hat. Das nimmt vielen Künstlern eine Chance, die nicht so bekannt sind wie XXXX, der vielleicht mit seinem letztjährigen Buch gar nicht mehr so toll war wie früher.

Eines noch: Was die Kategorie Bestes Sekundärwerk angeht: Hither Shore, Band 4, Tolkiens Kleinere Werke, können Sie natürlich wählen, obwohl die Jury es nicht so toll fand. Besser aber noch ist das unerfindlicherweise auch nicht auf der Liste stehende: „Friedhelm Schneidewind: Mythologie und phantastische Literatur. Oldib-Verlag Essen, 2008“ - einfach bestellen, lesen, wählen. Danke schön!

Der Realismus von Hellboy (und Fantasy überhaupt)

Gestern Abend habe ich mir in aller Ruhe zum Zweiten Mal Hellboy II, Die Goldene Armee angeschaut - ein Filme voller skurriler und bizarrer Fantasythemen, wie er irrealer und versponnener nicht sein könnte, sollte man meinen. Doch Hellboy ist nicht nur tolles Popcorn-Kino, sondern hat mich wieder einmal darauf gestoßen, wie realistisch die Phantastik eigentlich ist.

Urs Jenny schrieb im SPIEGEL vor zwei Wochen erst darüber, wie wenig die Fantasy mit der Realität zu tun hat, dass sie dazu dient, uns aus unserer trostlosen echten Welt ins Anderland flüchten zu lassen: „Die Fantasy-Literatur dagegen lockt mit Lebensfülle und satten Farben, mit einer Menagerie von Fabeltieren, mit glutäugigen Vampiren, ätherischen Elfen und drolligen Zwergen.“ Lieber Herr Jenny, die Fantasy arbeitet nur mit exotischen Bildern und Themen, aber sie erzählt doch über nichts anderes als die reale Welt und die echten Menschen!

In Hellboy II gibt es eine wunderbar kitschige Szene, in der sich Teufel und Wassermann voller Liebeskummer betrinken und gemeinsam Barry Manilows „Can´t smile without you“ singen (hier der Song und ein paar Bilder in einem YouTube-Video). Deutlicher kann man wohl kaum ausdrücken, dass all die Fabeltiere, Vampire, Elfen und Zwerge nichts anderes sind als Menschen wie wir. Sicher, oft sind sie reduziert auf einen oder wenige Aspekte - das absolut Böse, Gute, Kluge oder Dumme - aber es sind Menschen. Derartige Reduktionen kennt die realistische Literatur aber gleichermaßen, wenn sie irgendetwas auf den Punkt bringen will.

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Man könnte zwar mäkeln, dass die Fantasy oft den Holzhammer auspackt und ihre Aussagen manchmal mit wenig Subtilität und Finesse trifft oder dass eine Szene wie die genannte wegen ihres Kitsches nicht ‚den‘ Ansprüchen genügt. Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich schlecht streiten und ob hunderteseitenlange Deskriptivergüsse, wie in Grass´ Ein weites Feld, der Erzählweisheit letzter Schluss sind, wäre genauso ein möglicher Diskussionsanlass. Die Qualitätsdiskussion ist eine andere.

Aber die Qualitätsfrage ist auch gar nicht die, die im Zusammenhang mit Fantasy üblicherweise zuerst thematisiert wird, sondern die unterstellte Belanglosigkeit des Genres, die aus der Irrealität seiner Themen und Figuren abgeleitet wird: Die Beschäftigung mit den Welten von Magie und Drachen lohnt nicht, weil es diese nicht gibt, wir also nichts von ihnen lernen können. Schwachsinn!

Wovon sollen denn bitte die Schriftsteller und Regisseure der Fantasy erzählen, wenn nicht von der Realität? Fantasymotive sind nichts anderes als die Verfremdung und Fokussierung menschlicher, realweltlicher Themen. Das Spiel mit Legende, Mythos und Phantasie dient dazu, durchzudeklinieren, was die Künstler und ihr Publikum bewegt. Oder, wie es die wunderbare Ursula Le Guin formuliert: „Realismus ist vielleicht das am wenigsten geeignete Mittel um unsere unglaubliche Realität zu verstehen oder darzustellen. Ein Wissenschaftler, der im Labor ein Monster erschafft; ein Bibliothekar in der Bibliothek von Babel; ein Zauberer, der daran scheitert, einen Zauberspruch zu wirken; ein Raumschiff in Schwierigkeiten auf seiner Reise nach Alpha Centauri: All dies sind präzise und grundlegende Metaphern der Bedingungen der menschlichen Existenz.“

Man muss nur für die kurzen Augenblicke von Lektüre und Filmgenuss den Unglauben aussetzen lassen, dann lernt man von der Phantastik nicht weniger als in der Philosophievorlesung.

“Can´t smile without you ...“

Ach ja, noch etwas: Del Toro drehte Hellboy I und II, vor allem aber Pans Labyrinth - ich glaube, da können wir uns bei der Verfilmung von Der Hobbit auf etwas Besonderes freuen ...


Gewalt in "Der Herr der Ringe"

Das Tolkien-Seminar an der Uni Hannover ist vorbei, und es war wieder ein tolles, spannendes und unheimlich ergiebiges Wochenende, an dem es viel zu lernen gab. Das Thema des Seminars war „Violence, Conflict and War in Tolkien“, und damit genau mein Ding, denn die dahinter liegenden ethischen Fragestellungen sind, was mich am meisten interessiert.

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Mein Beitrag war die Umsetzung eines lang gehegten Wunsches, nämlich endlich mal zu ermitteln, wie viel Gewaltdarstellung es wirklich gibt in Der Herr der Ringe. Es ist zwar das Buch über den Ringkrieg, und trotzdem umfassen Gewaltanteile maximal 20 % des Textes, die eigentliche Darstellung von Gewalttätigkeiten sogar nur gut 8 %!

Die Methode der Wahl, dieses zu ermitteln ist eine quantitative Inhaltsanalyse. Um Probleme die mit der Übersetzung zu tun haben zu umgehen (und weil es eine internationale Konferenz war), habe ich die Analyse allerdings in Englisch durchgeführt und beschrieben, weshalb ich im Augenblick nur auf einen englischen Text verweisen kann.

Wahrscheinlich wird es jedoch im Juli, auf dem Tolkien-Thing, zu einem Bericht der Ergebnisse auf Deutsch kommen, zu dem ich dann den Text übersetze und natürlich auch hier veröffentliche. Bleiben Sie dran. Bis dahin aber:

I would like to invite everybody interested in The Lord of the Rings to take a look at first results from the analysis of content of the Ring-Trilogy.



Metaphysics in Tolkien

In February 2009 I was invited to give a short lecture on Tolkien and his poem Mythopoeia at Peterborough Regional College in East Anglia. Dear folks over there, thank you very much for inviting me, I really enjoyed being with you!

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Peterborough Regional College, on a very dark and cloudy day ...

I was expected to tell people with little or no knowledge of Tolkien and of philosophy something about the metaphysics that can be traced in Tolkien´s work. So I decided to give an abbreviated version of my article on Mythopoeia, enriched with some remarks on Tolkien in general. Please feel invited to read this introductory reproduction of my lecture if you also are not that familiar with Mythopoeia.

If you like it, have a look at the whole article or, even better, get this book from Walking Tree Publishers.



Eine kleine Einführung in J.R.R. Tolkiens Werk und Leben ...

... stelle ich heute online, da es sich einfach anbietet, um auch denjenigen Besuchern unter Ihnen einen der wichtigsten Schriftsteller der Welt nahezubringen, die wenig oder nichts von ihm gelesen haben oder nur die Filme Der Herr der Ringe von Peter Jackson kennen.

Aber auch der Tolkien-Kenner und die Besucher, die meine Arbeiten über Tolkien kennen, finden den Artikel vielleicht recht interessant, da ich einige Punkte erstmals anreiße, die ich später in größerer Tiefe zu untersuchen gedenke. So sind die Ideen über den Zusammenhang von Technikfeindlichkeit und dem Glauben Tolkiens in dieser Form meines Wissens nach so noch nicht angedacht worden. Auch die konzentrierte Erläuterung der Verbindung zwischen dem wissenschaftlichen Werk und dem Publikumserfolg Mittelerdes stelle ich hier das erste Mal so dar.

Entstanden ist die kleine Arbeit, weil ich von den Rotariern in Oberhausen gebeten worden war, einmal eine Einführung in das Thema Tolkien zu geben, von dem die meisten Mitglieder fast nichts wussten. Da mir nur 25 Minuten zur Verfügung standen, werden Sie die paar Absätze auch in einer guten Viertelstunde gelesen haben. Ich glaube, es lohnt sich: Bitte sehr.

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Wo wir gerade über Tolkien sprechen: Anfang Mai werde ich auf polyoinos eine Inhaltsanalyse vorstellen, die erstmals detailliert (erbsenzählerisch, könnte man auch sagen) aufführt, wie viele Anteile an Gewaltdarstellung in Der Herr der Ringe wirklich enthalten sind. Abonnieren Sie doch einfach den RSS-Feed und Sie bleiben auf dem Laufenden.


Anderswelt

Gestern saß ich viele Stunden mit so netten Schriftstellerkollegen wie Charlotte Kerner, Anja Stürzer, Jürgen Seidel, Susanne Härtel zusammen, weil wir ein Projekt besprachen, innerhalb dessen ein Buch mit Porträts von Mary Shelley, Stephen King, Bram Stoker, Philipp K. Dick, Stanislaw Lem und Tolkien entstehen wird. Stundenlang bewegten wir uns gedanklich in deren Anderswelten.

Als ich dann im Bett lag und noch etwas Musik hörte, unter anderem „Anderswelt“ von Schandmaul, und den Refrain in mir nachklingen ließ - „Dreimal tanz im Sonnensinn um die alte Stätte hin, dann wird offenstehn die Anderswelt, du wirst sie sehn“ - dachte ich, beileibe nicht zum ersten Male, darüber nach, wie es wäre, die Anderswelt zu betreten. Und ich dachte daran, wie oft ich in Gesprächen mit Freunden, besonders aber auf Cons und im Rahmen von Lesungen, bei Gesprächen mit Fans und Zuhörern, zu hören bekomme, dass bei dieser oder jenem ein sehnlicher Wunsch bestehe, die Anderswelten von Science Fiction und Fantasy betreten zu können. Das ist gut, birgt aber mehr als eine Gefahr. Beispielsweise die der Selbsttäuschung.

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Vielgestaltig können die Zugänge zur Anderswelt auftreten

Unterhält man sich intensiver darüber, wie es wäre, Urlaub von unserer Welt nehmen zu können, sie vielleicht sogar gänzlich hinter sich zu lassen, so ist es oftmals ein vielgestaltiges Mängelempfinden, das als Motiv dafür, andere Welten besuchen zu wollen, zutage tritt. Da wird unsere Welt als nüchtern und langweilig oder auch als angsterregend empfunden. Oder, und das scheint mir noch öfter vorzukommen, konkret das eigene Leben wird als mängelbehaftet, als mangelhaft oder ungenügend erlebt. In den Welten von Schwert und Magie oder denen von Raumschiffen und Teleporterstationen wird dann eine Verzauberung des Lebens, meist aber auch eine Aufwertung der eigenen Person oder Bedeutung erwartet. Man will ja dann in der Regel nicht nur von Ferne zusehen, wie Eowyn und Merry dem Herrscher der Nazgûl entgegentreten oder wie Picard mit Q diskutiert, sondern eigentlich will man ja auch mithelfen, will teilhaben - man will „wer sein“ in der Anderswelt.

Vorteil des Ausweichens in die Welten der Phantastik ist aber auch, dass man banalen ebenso wie schwer überwindbaren Problemen im realen Leben ausweicht. Im Star Trek-Universum gibt es beispielsweise kein Geld; das wurde abgeschafft, denn für die materiellen Bedürfnisse aller ist einfach gesorgt. Das ist natürlich besonders attraktiv, wenn der eigene Job lausig bezahlt ist oder man dauernd mit dem Minus auf dem Girokonto kämpfen muss. Kopfnoten, Weiterbildungen. Probezeiten und Praktika, Audits, Zwischenzeugnisse und Beurteilungen sind auch solche Sachen, die einen in Mittelerde nicht belasten können. Und was die Liebe angeht, so findet die meistens entweder nicht statt - was je nach eigener Situation ja auch eine befreiende Vorstellung sein kann - oder sie ist erfüllt.

Natürlich sind realistisch betrachtet die Beschwernisse in der Anderswelt so groß, dass man sie eigentlich jederzeit gegen einen cholerischen Boss oder einen geplatzten Kredit eintauschen würde, denn beides ist sehr viel einfacher zu ertragen, als durch Mordor zu ziehen oder von den Borgs assimiliert zu werden. Aber beim Hinüberträumen ist es ja genau umgekehrt - die phantastischen Gefahren sind abstrakt, die hiesigen konkret und außerdem geht es drüben ja doch fast immer gut aus.

Doch nehmen wir mal an das ginge. Nehmen wir an, man würde den Wandschrank finden, der einen hinüber bringt. Würden Sie gehen? Es muss ja nicht für immer sein. Nehmen Sie einen Ariadnefaden mit und schauen Sie mal kurz. Was würden Sie finden?

Alles mögliche würden Sie finden. Das bleibt ganz Ihrer Phantasie überlassen. Aber eines würden Sie immer auch finden - sich selbst. Und das ist die mögliche große Gefahr, die ich bei diesen Weltfluchtträumen sehe. Wenn Ihre Sorgen auch nur im Geringsten damit zu tun haben, dass Sie mit sich selbst im Unreinen sind, dass Sie ein Problem in der Seele tragen - eine Angst, eine Unzufriedenheit, etwas, dass Sie als Unzulänglichkeit (evtl. auch nur unterbewusst) empfinden - dann werden Sie das in der Anderswelt nicht los.

Sie können vor Situationen flüchten, aber nicht vor sich selbst. Viele Menschen, die glauben, dass sie ihr Leben ändern müssen, realisieren nicht, dass ihr Unbehagen oder Unglück in ihnen liegt und dass sie es mitnehmen werden, egal wovon sie sich ab- und was sie sie sich zuwenden. Dann hilft es auch nicht, bis in den Gammaquadranten vorzudringen.

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Manch rettender Ast ist ganz schön kalt

Natürlich betrifft das auf keinen Fall alle Träumer, die gerne ein wenig in den Anderswelten stöbern möchten. Das würde ich bei sich bietender Gelegenheit ja auch nur allzu gerne machen. Und ich hoffe doch sehr, dass ich nicht unbewusst vor mir weglaufen möchte. Zudem kenne ich so manche Andersweltenreisende, von der ich ganz sicher bin, dass sie nicht vor sich weg-, sondern nur aus neugieriger Freude einer Faszination entgegenläuft. Aber ich kenne auch die anderen ...

Es gibt diese Form des Eskapismus, diese Flucht, bei der man das, wovor man eigentlich flieht, mit sich trägt und ihm deshalb nie entkommen kann. Diese Flucht ist falsch! Könnte das auch auf Sie zutreffen? Ich hoffe doch nicht. Falls aber doch - auch beim leisesten „könnte“ - erforschen Sie sich. Denken Sie einfach ehrlich über sich nach. Das mag schwieriger werden als die komplizierteste Meditationsübung, aber es gibt am Ende nur diesen einen Weg.

Die Anderswelten von Buch, Film und Onlinerollenspiel können ihnen nicht helfen, sich vor sich selbst zu verstecken; Sie werden dort nicht glücklich werden, wenn Sie das Unglück mitbringen.


Tolkien-Seminar der DTG im April 2009

Das Programm des Tolkien-Seminars 2009 zum Thema Krieg und Gewalt bei Tolkien, an dessen Organisation ich beteiligt bin, steht jetzt fest. Ich freue mich, Sie so frühzeitig wie möglich über die Veranstaltung an der Leibniz Universität Hannover hinweisen zu können.

6. DTG Tolkienseminar
Leibniz Universität Hannover
24.-26. April 2009
(vorläufige Fassung)
Mit freundlicher Unterstützung durch
Walking Tree Publishers
http://www.tolkiengesellschaft.de,
http://www.walking-tree.org

Freitag / Friday 24 April 09
Hörsaal 1503.003, Erdgeschoss Conti-Gebäude / Lecture Theatre 1503.003, Ground Floor of Conti Building (Königsworther Platz 1)
15.00-15.30 Eröffnung; Grusswort des Dekans / Opening Ceremony; Address by the Dean
15.30-16.15 Frank Weinreich, Gewaltdarstellung in Der Herr der Ringe – eine Inhaltsanalyse
16.15-17.00 Annie Birks, Perspectives on the Concept of Just War in Tolkien’s Works
17.00-17.45 Thomas Fornet-Ponse, Gibt es Macht ohne Gewalt?
19.00-21.00 Abendessen – Ort wird bekanntgegeben / Dinner – location will be announced

Samstag / Saturday 25 April 09
Hörsaal 1503.003, wie oben / Lecture Theatre 1503.003, as above
9.00-09.45 Heidi Krüger, Gerechte Kriege bei Tolkien und in der Fantasy? Eine literarische Analyse der Autorenabsichten
9.45-10.30 Friedhelm Schneidewind, Gewalt und Gewaltdarstellung bei Tolkien im Vergleich mit zeitgenössischen Gewalt- und Aggressionstheorien
10.30-11.00 Pause Raum 1503.703 (7. Stock Conti-Gebäude)/ Break Room 1503.703 (7th Floor, Conti Building)
11.00-11.45 Julian Eilmann, Der Sängerkrieg: Gesang und Gewalt in Tolkiens Mittelerde
11.45-12.30 Patrick Brückner, Gewalt generiert immer auch Herrschaft – Höfische Akteure und Heroische Gewalt in Tolkiens Farmer Giles of Ham

12.30-14.00 Mittagessen / Lunch – Mensa „Contine“, Königsworther Platz

14.00-14.45 Michaël Devaux, Dagor Dagorath and Apocalypse
14.45-15.30 Anna Slack, Clean Earth to Till: A Tolkienian Vision of War
15.30-16.00 Pause Raum 1503.703, wie oben / Break Room 1503.703, as above
16.00-16.45 Judith Klinger,The Legacy of Swords: Animate Weapons and the Ambivalence of Heroic Violence
16.45-17.30 Martin Sternberg, Sprache und Gewalt – die Orks, die Ents und Tom Bombadil

19.00 Gemeinsames Dinner der Vortragenden und interessierten Zuhörer – Ort wird bekanntgegeben – Voranmeldung notwendig! / Dinner for speakers and interested participants – location will be announced – prior registration required

Sonntag / Sunday 26 April 09
Hörsaal 1503.003, wie oben / Lecture Theatre 1503.003, as above
09.00-09.45 Eduardo Segura & Martin Simonson, Tolkien as War Poet
09.45-10.30 Guglielmo Spirito, The Legends of the Trojan War and J.R.R. Tolkien
10.30-11.00 Pause Raum 1503.703, wie oben / Break Room 1503.703, as above
11.00-11.45 Petra Zimmermann, „contraria contrariis curantur“ – Krankheitsheilung als Kampf in Tolkiens The Lord of the Rings
11.45-12.30 Christian Weichmann, „In den kommenden Tagen werden wir alle höflichen Leute brauchen“ – Höflichkeit und Konfliktvermeidung im Werk Tolkiens
12.30-13.00 Schlussdiskussion und Verabschiedung / Final Discussion and Farewells

Jeder ist herzlich willkommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Eine Tagungsgebühr wird nicht erhoben. Everyone is welcome to attend. Registration is not required. There is no conference fee.


Neue Ausgabe des Herr der Ringe ...

... in alter, wenn auch überarbeiteter Übersetzung von Margaret Carroux - das ist, was der Verlag Klett-Cotta für den Herbst ankündigt.

Stefan Servos, der Chef von herr-der-ringe-film.de, aka Cirdan, hat mit dem zuständigen Lektor, Stephan Askani, ein interessantes Interview über die von ihm und Lisa Kuppler verantwortete Neuauflage geführt.

Schön, dass diese Neuauflage bald vorliegt, auch wenn sie als Sammlerausgabe (limitiert auf 7.777 Exemplare) preislich mit 98,-, später sogar 128,- Euro, leider viel zu teuer geworden ist.

Auch wenn nämlich Stephan Askani im Interview die Gleichwertigkeit der Übersetzungen von Carroux und Wolfgang Krege betont, stehe ich, wie hier begründet, der Carroux-Übersetzung sehr viel näher als der von Krege, ohne allerdings letztere, wie es viele tun, zu verteufeln.

Bleibt nur zu hoffen, dass die viele Arbeit irgendwann auch in eine erschwingliche und unlimitierte Ausgabe überführt wird.


sf-magazin - Rezensionen pur ...

Seit gerade zwei Monaten ist Franz Birkenhauers sf magazin online - ein ambitioniertes Rezensionsprojekt, dem ich viel Erfolg wünsche. Denn das sf magazin stellt sich als fast reines Rezensionsmagazin wohltuend konzentriert dar.

Keine Community, keine Ajax-Spielchen, nichts bewegt sich, nirgendwo macht ‚irgendjemand’ mit oder fordert einen dazu auf. Das kann heutzutage schon sehr entspannend wirken. Und man kann sich besser auf das Wesentliche konzentrieren. Und das Wesentliche ist klar (dem ist auch allzu oft nicht so im Web) - es geht um Rezensionen von Science Fiction-Literatur. Teilweise kommen in Interviews auch Autoren zu Wort, aber es ist die Rezi die völlig im Vordergrund steht.

Und die sind offensichtlich von Profis für Interessierte geschrieben. Die Schreibe ist gut, informativ, so gut wie fehlerfrei und vor allem meinungsfreudig. Die Rezensionen informieren über den Inhalt, ohne irgendetwas vorweg zu nehmen, stellen den Genrebezug her und bewerten die Bücher in nachvollziehbarer Weise. Gerade Letzteres stellte sich als Gefühl auch bei den Büchern ein, die ich nicht selber gelesen habe.

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Dass ein großer Teil der Rezis bei FAZ, TAZ usw. eingekauft ist, ist für den Besucher der Site eher gut, denn es garantiert ein gewisses Niveau und versammelt dabei gleichzeitig Texte, die man sonst zusammensuchen müsste. Und es sorgt dafür, dass nicht nur SF-Nerds angesprochen werden, sondern ein breiteres Publikum, was bei phantastischer Literatur ja sowieso schonmal lobenswert ist.

Einen Verriss habe ich beim Stöbern übrigens nicht gefunden, sondern nur wohlwollende Kritiken. Interessant wird es also sein, zu sehen, wie das sf magazin mit - immer wieder nötiger - harscher Kritik umgeht, tummelt sich im Genre doch auch viel Müll. Aber das Magazin steht ja erst am Anfang und scheint zunächst auch alle Kräfte auf Klassiker und die arrivierten Autoren zu konzentrieren, so dass man das wohl abwarten muss.

Eine tolle Besonderheit besteht darin, dass alle Beiträge geschmackvoll und passend illustriert sind. Quasi nebenbei - natürlich nicht wirklich nebenbei, denn Birkenhauer stellt den Illustratoren einen eigenen, von nur sechs!, zentralen Links in der Navigationsleiste zur Verfügung - werden hier die oft vernachlässigten Illustratoren mit ihren Werken vorgestellt, die soviel zum Ambiente des Genres beitragen. Und hier natürlich zum äußerst geschmackvollen Ambiente der Site.

Bleibt mir nur, dem Magazin viel Glück zu wünschen, den RSS-Feed habe ich ja schon abonniert ...

RingCon öffnet sich für Fantasy allgemein

So langsam nimmt die nächste RingCon, die vom 3. bis 5. Oktober in Bonn, zurückgekehrt ins Hotel Maritim, stattfinden wird, Gestalt an. Und die Gestalt gefällt mir!

Ursprünglich war die RingCon als reine Herr der Ringe-Veranstaltung gestartet. Aber nachdem letztes Jahr schon erste kleine Schritte auf Harry Potter und Pirates of the Caribbean gemacht wurden, haben beide Serien jetzt hochoffizielle Weihen erhalten und sind durch Schauspieler aus den entsprechenden Filmen und mit Vorträgen zum Thema vertreten.

Das ist eine sinnvolle Öffnung, denn die RingCon als etablierte Convention, die in der Vergangenheit bis zu 5 000 Besucher angezogen hat, könnte sich damit zur größten Fantasy-Convention im deutschen Sprachraum entwickeln. Die Meldungen der letzten Tage lassen ein breitgestreutes Programm erwarten, das auch den NIchtfilmfan ansprechen wird.

Vielleicht erweitert sie sich sogar dauerhaft in den Buchbereich hinein: Erstmals ist dieses Jahr mit Claudia Kern eine reine Autorin dabei und es wird eine Lesung eines jungen Autoreteams vom Sarturia-Verlag geben. Und das unter Einbeziehung des Publikums, das dazu Geschichten und Fan-Fiction einreichen kann.

Klasse und weiter so!

Übrigens: Ich werde dieses Jahr wieder das Streitgespräch moderieren und zwei Vorträge halten: 1. Von Babylon nach Hogwarts. Ein Streifzug durch die Geschichte der Fantasy. 2. Elfenwelten - die schönere Realität? Fantasy als angewandte Metaphysik.


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Elbenwaldspektakel - Nachlese

Nun ist es also vorbei, das 3. Spektaktel auf Burg Bilstein. Schade ... Wie gut, dass das 4., vom 11.-14. Juni schon eingestielt ist. Denn es war wieder ein echtes Elbenwaldspektakel!


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Was das Spektakel auszeichnet sind: die breite Spanne der Fantasy, die bis in die SF und den Horror hinein abgedeckt wird; rundum gelungene Programme mit einer gesunden Mischung aus aktiven (Workshops) und passiven Programmteilen (Vorstellungen, Vorträge, Lesungen); eine professionelle Organisation; sowie vor allem die heterogene, aber einander bei aller Verschiedenheit liebevoll zugetane Community. Eine Community übrigens, die im Fluss ist, also nicht im eigenen Cliquensaft schmort. Im Gegenteil sind neben vielen, lieben alten Gesichtern auch immer viele neue Gesichter zu sehen, die für neue Impulse, neue Gespräche und andere Stimmungen sorgen.

So ist jedes Spektakel ein anderes Erlebnis. Dieses Jahr war es meinem Eindruck nach eher ruhiger und unspektakulärer, dafür konnte man mehr Gespräche und Diskussionen beobachten und belauschen.

Ein echtes Wagnis war, dass die Elbenwald-Crew dieses Jahr nur an einem Abend Livemusik bot. Und das ist, wie ich finde, auch in die Hose gegangen, zwei Abende ohne Musik (außer dem, was später natürlich vom Band kam) und ein Abend mit einer zeimlich schlechten Truppe (die allerdings ganz gut angenommen wurde) - nee, da fehlte definitiv was. Und das wa rnicht einfach nur Schelmish, die da fehlten, denn mittlerweile kann ich auch ganz gut mal ohne die. Aber egal, die Abende waren deshalb ja noch nicht schlecht, und selbst die skurrilsten Typen fanden ihren Spaß:

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Die Vorträge waren weniger gut besucht als sonst - selbst Markus Heitz hatte bei der Lesung aus Kinder des Judas nur 25 Zuhörer/innen (später bei den Zwergen allerdings deutlich mehr) - dafür waren die Diskussionen aber intensiver und diesesr Austausch ist es, von dem wir Vortragenden ja am meisten profitieren. Mein persönlicher Höhepunkt war wieder die Lagertfeuerlesung von Markolf Hoffmann, Friedhelm Schneidewind, Markus Heitz und mir, die auch dieses Jahr fast das gesamte Publikum mit den Vorlesenden vereinte und stimmiges Fantasygefühl aufkommen ließ.

Die Workshops waren wieder voll und schreckten trotz intensiver, zu leistender Arbeit niemanden ab. Was in den Zimmern und Zelten so vor sich ging, konnte ich zwar nicht direkt sehen, aber die Crew von Bushikan brachte ihre begeisterten Schülerinnen und Schüler wieder in heftiges Schwitzen ... und wer weiß, wen sie damit alles nachhaltig vom Bushido zu überzeugen vermochten ...

Besonders gut (und beliebt, vor allem bei den Kindern, mit denen sie toll umgehen!) waren auch Juxart, die die ganzen drei Tage Jung und Alt mit ihren Performances und vielen kleinen, liebevollen Gesten zum Lachen und zum Schmunzeln brachten. Sie sorgtenmit ihrer Feuershow auch für einen krönenden Abschluss, von dem Sie hier einige Impressionen aus meiner Serie von Fotos mit Langzeitbelichtungen sehen können.

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Kurz: es war wieder ein tolles Erlebnis, auf das ich mich im nächsten Jahr schon jetzt ganz besonders freue. Vielleicht treffe ich ja auch Sie dann dort Winking


Elbenwald im neuen Gewand

Der Elbenwald, einer der größten und bestsortiertesten Händler für Fantasybedarf, hat seinen Internetauftritt in ein neues Gewand gekleidet. Die alte, mit den Jahren etwas überladen wirkende Seite wurde in ein aufgeräumtes State of the Art-Design gekleidet, das trotzdem einen klaren Wiedererkennungswert besitzt und den knapp 20.000 eingeschriebenen Nutzern das Heimatgefühl sicherlich erhalten wird.

Damit stehen auch die Chancen sehr gut, die Nominierung für den Deutschen Phantastik Preis 2008 in den Gewinn des Preises münden zu lassen. Ich jedenfalls mag die Seite!

George R.R. Martins "Fiebertraum" wieder auf deutsch erschienen

"Fiebertraum" (Fevre Dream) einer der besten Vampirromane überhaupt ist auf deutsch wiedererschienen. Das Buch gehört zu den besten Büchern der Phantastik und zu den drei, vier besten Vampirromanen überhaupt. Wenn Sie auch nur das geringste Interesse am Genre haben, sollten Sie es lesen! Oder wenigstens zunächst diese Rezension.

George R.R. Martin ist heute hauptsächlich für seine noch nicht beendete Fantasy-Monumentalreihe "Ein LIed von Eis und Feuer" bekannt, aber alles was diesen großartigen Schriftsteller ausmacht ist auch schon in Fiebertraum enthalten.

26. - 29.6. - Elbenwaldspektakel

An einem langen Wochenende von Donnerstag, den 26. bis Samstag, den 29. Juni findet zum dritten Mal das Elbenwaldspektakel auf der schönen sauerländer Burg Bilstein, in Lennestadt statt. Das ist eine Veranstaltung, die ich nur wärmstens empfehlen kann - die ersten beiden Male haben unheimlich viel Spaß gemacht.


Es werden Lesungen und Vorträge von Markolf Hoffmann (Schriftsteller, Autor von "Zeitalter der Wandlungen"), Markus Heitz (Schriftsteller, Autor einer ganzen Reihe sehr erfolgreicher Fantasyromane), Friedhelm Schneidewind (Schriftsteller, Vampirologe, Tolkien-, Mythen- und Fantasyexperte), Stefan Servos (Herr-der-Ringe-Film.de) geboten, es gibt Handwerkerworkshops, Einführungen ins LARP, Improvisationstheater, Gaukler, Spiele, Musik.

Ich selbst werde zwei Vorträge halten: "Fantasy - was ist das?" und ein Vortrag zum Thema Horror und Mythen, schließlich steht das Spektakel dieses Mal unter dem Motto "Kreaturen der Nacht". Außerdem werde ich im Rahmen einer Lesung am Lagerfeuer, die ich zusammen mit Markus Heitz, Markolf Hoffmann und Friedhelm Schneidewind bestreite, eine neue Kurzgeschichte vorstellen: "Ein Zwischenfall auf der Eulenburg". Die werde ich auch auf polyoinos veröffentlichen, aber erst nach dem Spektakelwochenende.

Das Ganze findet statt auf einer für diese Zwecke bestens geeigneten Burg und wird organisiert von einem Team das noch selbst unheimlichen Spaß an der eigenen Veranstaltung hat.

Infos, Anmeldemöglichkeit und vorläufiges Programm finden Sie hier.

Die Burg ist von der A 45 aus mit dem Auto aus Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet gut zu erreichen, mit ÖPNV ist´s umständlicher.


Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns dort kennenlernen könnten!

Herzliche Grüße aus Bochum
Frank Weinreich

"We put the thought of all that we love into all that we make", ...

... so informiert ein Elbe den Hobbit Pippin, als dieser fragt, ob die eben erhaltenen Umhänge Zaubermäntel seien, und erweckt so einen ganz anderen Zauber der Liebe zum Sein, als man ihn sonst mit dem Begriff Magie verbindet. Dies ist eine kleine Nachlese zum Tolkien-Seminar vom 25. - 27.4.2008 in Jena, dessen Teilnehmer ihre Beiträge, ob Vortrag oder Diskussionsbeitrag, mit der gleichen Haltung verbreiteten, wie sie die Elben beim Anfertigen ihrer Werke zutage treten lassen.

Es war wieder einmal ein wunderschönes Wochenende bei dem Wetter, Teilnehmer und Inhalte Hand in Hand gingen, um das Thema - Untersuchungen zu Tolkiens The Hobbit - auf profunde und angenehme Weise auszuleuchten. Die Qualität der Vorträge war ohne jegliche Einschränkung äußerst hoch, nicht nur bei den 'großen' Namen erfahrener Forscher wie Guglielmo Spirito, Fanfan Chen, Allan Turner oder Dirk Vanderbeke, sondern gleichermaßen bei den Nachwuchswissenschaftler/innen. 15 Vorträge wurden zu Gehör gebracht und über einen Teil von ihnen und die Atmsophäre des Seminars werde ich im Weiteren berichten.weiter ...

Gewinnspiel bei Christoph Hardebusch

Der bekannte Fantasyautor Christoph Hardebusch hat gestern ein wirklich schönes Gewinnspiel in Form eines kleinen Textabenteuers auf seiner Site installiert. Das Ganze ist wunderschön und spaßig umgesetzt und dauert höchstens 15 Minuten zum Durchspielen. Gönnen Sie sich den Spaß in der nächsten Pause.

Hier geht´s los.

Tolkien-Seminar in Jena 25. bis 27.4.

An diesem Wochenende findet das fünfte Seminar der Deutschen Tolkiengesellschaft (DTG) statt, zum zweiten Mal als Joint Conference mit Walking Tree Publishers (WTP). Thema des Seminars, das an der Uni Jena stattfindet, ist Der Hobbit.

Die Seminare von DTG und WTP haben sich in der Vergangenheit als interessant, anspruchsvoll und hochinnovativ auf dem Gebiet der Tolkienforschung erwiesen. Nichts anderes ist von diesem Wochenende zu erwarten, das den Hobbit, jenes Werk, das der Welt die Tore zu Mittelerde öffnete, von allen Seiten beleuchten wird. Nachdem in jüngerer Zeit tiefgehende Arbeiten zum Hobbit erschienen, auf die wahrscheinlich in den meisten Vorträgen zurückgegriffen werden wird, ist zu erwarten, dass das Seminar den Hobbit in einer Weise erschließt, wie dies zuvor unmöglich war, haben doch namhafte Forscherinnen und Experten aus ganz Europa Themen eingereicht (zum Programm des Seminars).

Aber keine Angst, die Tolkienseminare der DTG sind weit weniger trocken und auslaugend als der hohe wissenschaftliche Anspruch vermuten lässt: bisher hat es noch nie an Spaß gemangelt und das nachvorträgliche soziale Miteinander in der schönen Jenaer Altstadt zeigte immer, dass auch Literaturwissenschaftler zu feiern verstehen - ganz wie es auch der Professor schätzte. Wer also die Möglichkeit hat, am Wochenende nach Jena zu kommen, sollte das für alle Besucher offene Seminar unbedingt aufsuchen.

Schließlich hat sogar die Friedrich-Schiller-Universität anlässlich der Veranstaltung neue Türen und Fenster im Hobbitstil bekommen, wie das folgende Foto dokumentiert:

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Jetzt auf nach Jena, denn die Seminarergebnisse in Form der deutsch- und englischsprachigen Tagungsbände wird es erst Anfang 2009 zu erwerben geben.

Deutscher Phantastik Preis

Ich habe eine Bitte an alle Leser meines Buches Fantasy. Einführung: Die Nominierungsrunde für den Deutschen Phantastik Preis hat begonnen. Es wäre äußerst nett, wenn Sie Fantasy. Einführung in der Rubrik Sekundärliteratur nominierten, so es Ihnen gefallen hat und natürlich nur, wenn Ihnen aus dem Jahr 2007 kein anderes Werk in dieser Rubrik besser gefallen haben sollte.

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Das Formular finden Sie unter: http://www.deutscher-phantastik-preis.de. Dort bitte auf "Vorrunde" klicken und Folgendes unter  "Sekundärliteratur" eintragen: Frank Weinreich, Fantasy. Einführung, Essen: Oldib-Verlag 2007. Falls Ihnen zu den anderen Rubriken gerade nichts einfällt - es ist nicht nötig, alle auszufüllen.

Aber falls Ihnen zu "Bestes Werk international" nichts in den Sinn kommt, so möchte ich Ihnen die Nominierung von J.R.R. Tolkiens Die Kinder Hurins nahelegen, dass 2007, herausgegeben von Tolkiens Sohn Christopher, 34 Jahre nach seinem Tod als vielleicht letztes Buch des große Fantasyautors erschienen ist. Glauben Sie mir, diese Nominierung ist gerechtfertigt.

Herzlichsten Dank für Ihre Unterstützung!
Frank