Kompromisslos ist immer schwierig ...
Ich beurteile dabei gar
nicht die Forderungen, sondern die Position an sich,
die sich in Forderungen ausdrückt, die der Linken, na
sagen wir mal, ein Alleinstellungsmerkmal
verschaffen: Verstaatlichung weiter Industrieteile,
Abschaffung des Justizwesens u.ä.
Was die Linke da fordert, steht in meist diametralem
Gegensatz zu allem, was die anderen Parteien sowie
die Mehrheit der Bevölkerung wünschen. Gut, das kann
man machen und hoffen, aus eigener Kraft 51 Prozent
aller Mandate zu erringen. (Dann funktioniert
natürlich immer noch nicht alles - die Abschaffung
der Gewaltenteilung bspw. ist verfassungswidrig und
nicht ohne die Abschaffung des Grundgesetzes machbar
... und spätestens hier sollten sich alle Bürger
massive Widerstandsmaßnahmen gegen die Linke
überlegen.)
Das kann man sich aber nicht auf die Fahnen
schreiben, wenn man wirklich etwas verändern will,
denn dafür braucht man immer auch die anderen,
zumindest einen gewissen Anteil der anderen, bis man
eine Masse zusammen hat, die ausreicht, Neues
auszuprobieren. Und wir reden hier von einem
Wahlprogramm, Landtagswahl 2010 in NRW.
Bei dieser Wahl besteht die reelle Chance, die
CDU/FDP-Regierung abzuwählen. Aber nur, wenn Linke,
Grüne und SPD zusammenarbeiten. Radikalforderungen
wie die der Linken signalisieren aber, wenn sie ernst
gemeint sind, dass diese Zusammenarbeit nicht
funktionieren wird.
Und warum sie überhaupt erst aufstellen, wenn sie
nicht ernstgemeint sind? Die bisherigen Punkte der
Linken reichen völlig aus, um all ihre Wähler zu
mobilisieren. Mit DDR-Reminiszenzen wie der
Verstaatlichung der Industrie aufzuwarten, dürfte so
manchen eher wieder abschrecken. Also sind die
NRW-Linken entweder verwirrt und glauben tatsächlich
an Campanella oder sie meinen es so ernst, dass die
befürchtete Kompromisslosigkeit zutrifft.
Sind sie aber wirklich so kompromisslos, dann
schließen sie jegliche konstruktive Zusammenarbeit
mit anderen Parteien aus. Das ist eine Radikalität,
die sich nicht mit moderner Demokratie in einer
pluralistischen Gesellschaft vereinbaren lässt und
Stimmen für die Linke sind dann verlorene Stimmen.
Beziehungsweise gefährlich, denn wer kompromisslos
ist, droht auch, seine Meinungen unter allen
Umständen und mit allen Mitteln durchzusetzen.
Schade eigentlich, denn die jetzige NRW-Regierung ist
schon bedenklich schlecht. Auch täte es dem ganzen
Land gut, wenn NRW ab nächstem Jahr wieder links
regiert würde, schon als Gegengewicht zur neuen
Bundesregierung. Nur geht das wohl nicht ohne die
Linke.
Aber mit dieser Linken dann doch lieber nicht
...
Kann man also nur hoffen,
dass die hier zitierten Meinungen
ehrlich sind.
Der Fluch der bösen Tat in Hessen ...
Lassen Sie mich zuerst klarstellen:
1. Natürlich gehört Roland Koch als Ministerpräsident Hessens abgewählt. Der Mann ist mit Ausländerhetze und schwarzen Geldern an die Macht gekommen und konnte sich nur durch das Bauernopfer Manfred Kanthers vor einer Verurteilung bewahren. Zudem ist seine einseitig wirtschaftsfreundliche Politik unangemessen. Auf jeden Fall ist er keinesfalls integer, als leitender Politiker ungeeignet und seine Politik lässt vieles zu wünschen übrig, dass SPD und Grüne wahrscheinlich besser machen würden.
2. Natürlich ist das Verhalten von Jürgen Walter, Carmen Everts und Silke Tesch unentschuldbar. Hätten die drei wirklich derartige Gewissensprobleme gegenüber einer Tolerierung durch die Linken, hätten sie das sofort sagen müssen und sofort die Konsequenzen klarmachen müssen, dass sie Frau Ypsilanti eben nicht mit den Linken wählen werden. So wie Dagmar Metzger es getan hat, die allen Respekt verdient und deshalb - anders als die mal wieder reichlich verantwortungslose Presse dies tut - auf keinen Fall mit den drei anderen Taktierern in einen Topf geworfen werden sollte. Dann wäre dies Thema auch schon Anfang des Jahres abgeschlossen gewesen.
3. Und sicher ist es ein wahres Trauerspiel für die SPD, das sich aus den jüngsten Ereignissen ergibt. Es ist schade, dass sie nun gegen die CDU chancenlos ist, es ist schade für die Bundes-SPD, die weiter in den Zustimmungswerten absinken wird, es ist schade für die Grünen, die völlig zu Unrecht heute weit außerhalb der öffentlichen Aufmerksamkeit und Zustimmung stehen, und es ist schade für die Demokratie, die erstens im Allgemeinen einmal mehr als Schacherveranstaltung wahrgenommen wird und zweitens im Besonderen an dem Ansehensverlust einer einst starken Volkspartei leiden wird.
Aber von diesen Katastrophen mal ganz abgesehen,
erfüllt es mich mit Befriedigung, zu sehen, dass eine
böse politische Tat auch heute noch Konsequenzen hat.
Ich meine natürlich die glatte Lüge von Frau
Ypsilanti, nach der Wahl nicht mit den Linken
zusammenarbeiten zu wollen. Nein, liebe Frau
Machtpolitikerin, das sind keine Sachzwänge, das war
ein Wortbruch, das war eine Lüge und es ist ganz,
ganz wichtig für die Gesellschaft, dass die Dame mit
dieser Lüge nicht durchkommt, sondern schön
öffentlichkeitswirksam scheitert.
Einiges am menschlichen Zusammenleben ist ganz
einfach. Zum Beispiel die Tatsache, dass soziales
Leben und die Gemeinschaft des Vertrauens bedürfen.
Ein Wort muss ein Wort bleiben, sonst zerfällt die
Grundlage menschlichen Zusammenlebens, das in einem
Klima des Misstrauens nicht gedeihen kann. Nicht
umsonst gehört das Lügenverbot zu den zehn Geboten.
In diesem Sinne ist es wichtig, wenn ein Versuch von
Politikern (oder anderer bekannter Persönlichkeiten),
mit einer Lüge durchzukommen, spektakulär scheitert.
Allzu oft hat die Tat ja leider keine Konsequenzen.
Schade, dass Herr Koch den armen Hessen jetzt für
lange Zeit erhalten bleibt, aber besser so, als dass
die bessere Sache mit einer Lüge an die Macht kommt.