Fade away ...

„It´s better to burn out than to fade away“ fand Neil Young schon vor vor vielen Jahren. Wenn man sich die ganzen alten Rockstars so anschaut, scheint dieser Spruch nicht so sehr viel Eindruck gemacht zu haben (und das ist auch gut so, denken Sie bspw. nur, was wir vermissen würden, wenn wir heute nicht alle auf Keith Richards 65sten anstoßen könnten - cheers).

Aber irgendwas ist schon dran an dem Spruch, denn ein langsames Schwinden hat - neben allem potenziellen Leiden, das hinter dem Bild eines konkreten Schwindens stehen mag - etwas sehr Trauriges.

Daran musste ich zuerst denken, als ich gerade las, dass die Astrophysik einen großen Sprung bei der Erklärung des Universums vorgenommen hat. Durch die Untersuchung kosmischer Röntgenstrahlung ist es gelungen, der geheimnisvollen Dunklen Materie ein bisschen weiter auf die Spur zu kommen. Das Geheimnis ist noch nicht gelöst, aber es sind weitere Indizien für die Wirkung der „dark matter“ gefunden worden.

Damit verdichten sich auch die Hinweise darauf, wie es einmal mit dem Universum einmal enden wird. Die große Frage ist ja, ob das Universum einmal implodieren wird oder ob es immer weiter wächst, sich immer weiter ausdehnend immer kälter und dunkler wird, bis nur noch eine große, fast leere Schwärze übrig ist, die man genauso gut als Nichts bezeichnen könnte.

Und das scheint die Wirkung der Dunklen Materie zu sein. Sie sorgt wahrscheinlich mit einer negativen Gravitationswirkung dafür, dass die Expansion des Universums immer weiter geht. Hier die Kurzfasssung von e! Science-News:
„These results have consequences for predicting the ultimate fate of the universe. If dark energy is explained by the cosmological constant, the expansion of the universe will continue to accelerate, and the Milky Way and its neighbor galaxy, Andromeda, never will merge with the Virgo cluster. In that case, about a hundred billion years from now, all other galaxies ultimately would disappear from the Milky Way's view and, eventually, the local superclusters of galaxies also would disintegrate.“

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Praktische Auswirkungen hat das natürlich nicht. Aber es stimmt mich irgendwie traurig. The universe fades away ... Das ist meiner Meinung nach mit Sinnlosigkeit behaftet. Ein Universum, das nach großartigem Urknall irgendwann wieder zusammenschnurrt und implodiert, das kommt mir lebendig vor, das erweckt in mir das Bild eines Pulsierens, denn ich bin sicher, dass die Implosion irgendwo zu einer neuerlichen Explosion, einem neuen Urknall führt. Das kommt mir vor wie ein Abbild des Lebens ... ein Abbild des Zyklus aus Geburt und Tod.

Nehmen Sie demgegenüber ein schlichtes Versanden in der Unendlichkeit. Traurig, oder?

Hilft aber nix, mit Tatsachen - besonders denen der Naturgesetze - muss man leben. Und praktische Auswirkungen hat es ja, wie gesagt, keine.

Weltuntergang weiter verschoben

Nachdem der Weltuntergang durch Inbetriebnahme des Teilchenbeschleunigers am CERN nicht stattgefunden hat, konzentrierten sich die Befürchtungen ja darauf, dass Armageddon nur ausblieb, weil das Ding noch nicht volle Leistung fahre, dass es aber bald soweit sein müsse.

Jetzt meldet Heise online gerade, dass der LHC bis Frühjahr 2009 aus bleibt. Also, genießt die Zeit ... obwohl ... ich habe gehört, dass sich in Wirklichkeit die Wurmlochpropheten im Beschleuniger manifestiert hätten und die Erde gewaltsam ...

Weltuntergang ausgefallen

Ooops, da sind wir ja immer noch - Sie und ich, meine ich. Denn eigentlich sollten wir doch, nun da das CERN seinen Teilchenbeschleuniger in Betrieb genommen hat, von einem von Menschenhand erzeugten schwarzen Loch verschlungen worden sein. Schön, dass es nicht dazu gekommen ist.

Andererseits war es natürlich schon klar, dass das nicht passieren würde. Woher dann die Angst davor? Eine Angst zudem, die nicht nur einige Sektierer äußerten, sondern eine, die recht weit verbreitet war. Wieso setzt sich der unverantwortliche Alarmismus einiger Menschen so schnell und so weit durch? Wieso obsiegen die Fakten nicht ganz schnell über die Gerüchte, obwohl Erklärungen, die die Gerüchte widerlegen, sofort gegeben werden?

wurm_drin


Ist es die ‚Freude’ oder Aufregung an der Panik? Der Thrill? Oder einfach nur der schlechte Ruf der Wissenschaft, der jeglichen Alarmismus glaubwürdiger erscheinen lässt als die Tatsachenlage? Schade jedenfalls ...

Sie sollten sich immer die Mühe machen, Probleme und vermeintliche Probleme auf Grund von Informationen aus mehreren Quellen einzuschätzen, egal wie überzeugend die erste Darstellung war, die Sie zu Gesicht bekamen. Auch wenn das zeitaufwendiger ist und auch wenn manche Fachaussage etwas länger durchdacht werden muss, als die Sensationsaussagen der Bauernfänger. Trauen Sie niemandem.

Außer natürlich mir - polyoinos sagt immer die Wahrheit. In diesem Sinne ....

Die Naturgesetze sind eben überall gültig ...

... so ist nach neuesten Erkenntnissen eines Forscherteams der Universitäten Victoria, Sydney, Taipeh und Bonn mit großer Sicherheit anzunehmen.

Die Teilchenphysik geht davon aus, dass es fundamentale Konstanten gibt, die universal gültig sind. Und letztlich hängt die Sicherheit eines sehr großen Teiles der naturwissenschaftlichen Erkenntnis davon ab, dass dem auch wirklich so ist. Unmöglich ist es aber theoretisch auch nicht, dass die Naturgesetze weniger stabil sind als in den herrschenden Modellen eigentlich angenommen wird. Die Sicherheit der Grundannahmen aber hat Auswirkungen bis hin in das tägliche Leben, etwa da, wo Ingenieurskunst auf physiko-chemischem Basiswissen aufbaut.

Wie das Magazin Science berichtet, ist es Michael T. Murphy, Victor V. Flambaum, Sébastien Muller und Christian Henkel gelungen, nachzuweisen, dass eine der wichtigsten Konstanten - das Masseverhältnis von Proton und Elektron - auch in gut 7 Milliarden Lichtjahren Entfernung und damit eben auch vor 7 Milliarden Jahren - als es noch keine Erde und auch unser Sonnensystem nicht gab - exakt so ist, wie wir es hier und heute bei uns beobachten. Das bedeutet einen wichtigen empirischen Beweis für die Stichhaltigkeit physikalischer Grundannahmen.

Und es zeigt mal wieder, wie wichtig die ‚brotlose Kunst‘ der Grundlagenforschung ist. Wichtiger jedenfalls, als das ungezügelte Anschwellen der Heere von Wirtschaftlern und Juristen weiter zu forcieren ...

sunelipsoid

Ein weiteres Winzigstel des materiellen Seienden nachweisbar erfasst ...

... wird heute auf wissenschaft.de vermeldet.

OK, sie vermelden es nicht in diesem Wortlaut, aber das steht dahinter, wenn gesagt wird, dass man für einen kleinen Anteil des sowieso nur 5%-igen Teiles des Universums, den man empirisch nachvollziehbar erklären kann, eine weitere nachprüfbare Erklärung über seine Zusammensetzung darstellen kann: Ehedem nicht nachweisbare Gasbrücken verbinden einen Teil der Galaxien miteinander.

moon_stroke
Ich empfinde ehrlich und völlig ohne Ironie Respekt für die Leistungen der Forscher, höchstes Interesse für deren Ergebnisse und Dankbarkeit dafür, an diesem und anderem Erkenntnisgewinn als Leser teilhaben zu dürfen. Und ich finde es fürchterlich spannend, was es alles über das Sein zu lernen gibt.

Aber ich frage mich auch, was wartet da draußen wirklich noch auf uns? Und sind wir mit unseren derzeitigen Forschungsmethoden in der Lage, es zu erfassen? Immerhin 95% dessen, was es dort nach den Ergebnissen empirischer Beobachtungen und vor allem Berechnungen geben muss, ist für uns noch von rein hypothetischer Natur. Dunkle Materie, dunkle Energie - die nicht so glücklich gewählten Begriffe, unglücklich gewählt, weil sie unheimlich und mystisch wirken (Unheimliches und Mystisches gibt es nicht! - es gibt nur unzureichendes Wissen und Fühlen!, d.h. es gibt nur Dinge, die wir noch [!] nicht verstehen) - machen 95 % des Universums aus! Und Sie sind weder beobachtbar, noch kann man sie in ein Labor sperren oder unter einem Mikroskop sichtbar machen.

Was mag das sein? Ach, wenn wir doch nur die gebührende Energie (und Geld und andere Ressourcen) darein stecken könnten, solche Frage zu erforschen! Seit wann gibt Mensch sich denn mit einem Winzigstel zufrieden?

Wir Menschen sind so viele und selbst, wenn wir weniger wären, so würden wir doch weiter Probleme und Fragen anhäufen. Das einzige, was da weiter hilft, ist Wissen.

Und sei der Euro noch so abseitig in das Verhalten eines lichtjahrmillionen entfernten Schwarzen Loches oder das Fortpflanzungsverhalten des madegassischen Fossas investiert, so hilft beides Wissen doch viel weiter, unsere Welt zu verstehen, als wenn man das Hundertfache der Gelder solcher Forschung nutzt, um eine neue Zahnpasta in den Markt zu drücken.