Nedas Tod - erschütterndes Interview mit dem Ersthelfer

Auch wenn ich bisher nichts darüber geschrieben habe, verfolge ich die Ereignisse im Iran natürlich mit sehr viel Anteilnahme. Auch jetzt möchte ich gar nicht viel selbst darüber sagen. Aber die BBC hat gestern ein Interview ausgestrahlt, das für sich selbst spricht.

Sie werden von dem Tod der jungen Neda Agha-Soltan gehört haben, die von iranischen Milizen dafür erschossen wurde, dass sie friedlich an einer Demonstration teilnahm. Sie werden auch die Bilder in den Medien gesehen haben, auf denen eine junge Frau zu sehen ist, die auf dem Boden liegt, und zwei Männer, die sich über sie beugen, um ihr zu helfen.

Einer der beiden - ein Arzt, der Neda gar nicht kannte - konnte am Mittwoch aus dem Iran fliehen und hat der BBC ein 20-minütiges Interview gegeben, das ich für absolut authentisch halte und das auch die letzten Zweifel an der Echtheit der Handyvideos (es gibt zwei) ausräumen sollte.

Es ist erschütternd, was Arash Hejazi dort berichtet, und ich möchte meinen kleinen Beitrag dazu leisten, das dies Video weiterverbreitet wird:



Danke fürs Anschauen!
Frank



Mythos, Sage, Märchen, Fantasy ...

... deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede behandelte ein Vortrag, den ich vor zwei Wochen auf dem Elbenwaldspektakel erstmals hielt.

Nun habe ich es geschafft, den Vortrag etwas aufzubereiten und zu veröffentlichen. Über Feedback und Verlinkungen freue ich mich sehr, wie immer steht der Text des Vortrages unter Creative Commons License und kann von Ihnen bei Nennung von Quelle und Verfasser gerne weiterverwendet werden.

Da ich bei diesem Vortrag daran gedacht habe, mein Aufnahmegerät einzuschalten, steht auch eine Audioversion zur Verfügung.

Intuition und Kreativität

Wie wohl jeden Kreativen fragen mich auch immer wieder Menschen: „Wo holst Du das eigentlich alles her?“ Intuition ist wohl die passende Antwort auf diese Frage, denn ich höre oft einfach darauf, was mir, woher auch immer, in die Gedankenwelt steigt. Zu einem Großteil hole ich „das alles“ zwar über harte Arbeit „her“, indem ich recherchiere und daraus dann Texte zusammenstelle. Zumindest funktioniert das so bei allen Sachtexten und Auftragsarbeiten. Aber die fiktionalen Texte speisen sich zwar aus einer ganz guten Allgemeinbildung und umfangreicher Lese- und sonstiger Erfahrungen, doch dann sprudeln sie einfach heraus.

Nehmen Sie zum Beispiel die Geschichte von dem französischen Archäologen, der den Ring wieder entdeckt; die entstand in vier Stunden, in denen ich einfach runterschrieb, was mir in den Sinn kam. Oder das Märchen von „Einöhrlein, Zweiöhrlein und Dreiöhrlein“. Dessen Grundidee entstand in einem Workshop, aber die erzählte ich nur abends kurz beim Bier. Einen Tag später kam es zu einer spontan organisierten Lesung, für die ich keine passende Geschichte hatte. Es waren zwei Stunden Zeit, eine zu schreiben: Die Öhrlein haben dann das Licht der Welt in 40 Minuten erblickt.

Danach hatte ich weder Zeit Korrektur zu lesen oder gar am Text zu feilen. Es war sogar so, dass ich ihn nicht einmal mehr lesen konnte und dass das erste Lesen sofort vor Publikum stattfand. Dafür war es ein großartiger Erfolg und ich musste mehrfach unterbrechen, weil das Lachen einfach nicht abebben wollte.

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Beim Lesen bemerkte ich erst, wie viele Dinge eigentlich in der Geschichte steckten. Klar, die Handlung war schon durchdacht, das Schicksal der drei Protagonisten überlegt und das Ende geplant. Dass aber praktisch jeder zweite Satz einen mehr oder weniger feinen Witz enthielt, das war mir beim Schreiben gar nicht aufgefallen. Die „außerordentliche Ruhe“ am Anfang der Story, die besondere Form des „Tuschelns“, das „satte Rülpsen“, die beim Vorlesen ununterscheidbare Wiederholung „Dreiöhrlein“ und „seine drei Öhrlein“ – das kam alles intuitiv aufs Papier. Auch die Übernahme von märchentypischen repetitiven und kettenhaften Momenten war zwar gewollt, floss aber von alleine in den Text.

Nun ist die Entstehung dieses kleinen Märchens auch für mich ein Extrembeispiel an Schreiberfahrung gewesen, das aber doch nicht so unterschieden von meinem sonstigen Erleben ist. Ständig staune ich beim Korrekturlesen eigener Texte, was sich dort alles an ungeplanten Kleinigkeiten findet und die Aussage oder Absicht eines Textes gut, manchmal perfekt, unterstützt, ohne dass es in der Form zuvor ausgedacht worden war. Erklären kann ich mir das nur durch Intuition und die Kraft des Unterbewusstseins.

Der langen Rede kurzer Sinn ist, dass ich Sie durch den kleinen Erfahrungsbericht ermuntern möchte, dies auch in Ihrem Schaffen zuzulassen. Hören Sie auf das, was aus Ihnen herausdrängt und lassen Sie es zu. Zumindest dann, wenn Sie kreativ sind, denn falsch und richtig gibt es dabei nicht. Was Sie dann doch nicht vertreten können, können Sie ja immer noch wieder streichen. Wenn Sie es aber gar nicht erst rauslassen, haben Sie vielleicht manche Perle verschluckt ... wäre doch schade, oder?


Zwei Märchen

Schade, gerade ist das Elbenwaldspektakel 2009 zu Ende gegangen und nun heißt es wieder ein Jahr zu warten ... Aber gut ist, dass ich Ihnen nun zwei „Kinder“ des Spektakels präsentieren kann - zwei Märchen, die auf Burg Bilstein in diesen drei Tagen entstanden.

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Das Märchen „Der Vogel Phönix“ ist eine Nacherzählung der gleichnamigen Geschichte von Hans-Christian Andersen. In ihr zeigt er, welchen Wert, aber auch welche Kraft menschliche Kreativität hat. Da das auch heute noch gilt, habe ich die Erzählung auf unsere Zeit erweitert Von der Uraufführung des Märchens bei der Lagerfeuerlesung, gibt es übrigens eine Audio-Datei zum Download.

Aus einem wunderbaren Workshop von Markolf Hoffmann ist die „Mär von Einöhrlein, Zweiöhrlein und Dreiöhrlein“ hervorgegangen. Davon gibt es leider keine Audio-Datei. Oder sollt eich sagen: „Zum Glück!“ Denn Publikum und - leider - auch Vorleser haben dabei teilweise so gelacht, dass die Lesung immer wieder unterbrochen werden musste. Aber wenigstens hatten wir einen Riesenspaß ... ich hoffe, Ihnen gefällt es auch.

Die beiden Vorträge werde ich noch ein wenig aufbereiten, aber in ein paar Tagen sind sie dann auch online. Achten Sie einfach auf den Blog.




Jetzt auch Audio

Mit dem heutigen Tag beginne ich, ganz sukzessive Audio-Dateien von Geschichten und Aufsätzen zur Verfügung zu stellen. Leider kann ich Ihnen nur mich als Leser anbieten, und ich habe keine Sprecherausbildung genossen, aber zumindest spreche ich gut verständlich. Falls Sie also Lust haben, mir zu lauschen und/oder die Augen zu schonen, lade ich Sie herzlich zum Download ein; ich verspreche, mich auf Ihrem iPod zu benehmen ...

Den Anfang machen drei Stücke, die ich auf dem Elbenwaldspektakel des letzten Wochenendes gelesen habe. Das Märchen „Der Vogel Phönix“, eine leicht gekürzte Fassung der Horrorstory „12 Glockenschläge“ sowie der Vortrag über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Mythos, Sage, Märchen und Fantasy.

Ich werde jetzt nicht anfangen, meine Arbeiten systematisch zu vertonen, sondern nur Aufnahmen herstellen, wenn ich Lesungen mache. Die Audiosammlung wird also langsam wachsen. Aber ich werde jedes neue Stück im Blog ankündigen. Abonnieren Sie doch einfach den RSS-Feed rechts, dann bleiben Sie dran ...

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Regeländerung beim Deutschen Phantastik Preis - schade!

Unter www.deutscher-phantastik-preis.de ist jetzt wieder die Vorrunde dieses wichtigen Publikumspreises eröffnet. Mit einer Regeländerung, die ich sehr schade finde, allerdings.

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Der Deutsche Phantastik Preis ist ein Preis, der vom Publikum vergeben wird, von Ihnen allen. Das ist zwar nicht ganz unproblematisch, da die Autorinnen und Graphiker mit dem größten Fankreis den Preis vielleicht auch abräumen, ohne dass ihr Werk wirklich so herausragend war. Aber es ist doch eine ehrliche Äußerung der Begeisterung, die da durchschlägt.

Bis zum letzten Jahr wurden in einer Vorrunde alle möglichen Vorschläge gesammelt und die am meisten genannten Werke dann in einer Hauptrunde zur Abstimmung gestellt. Dieses Jahr hat eine Jury - von der auf der Site nicht ersichtlich ist, wer das war und was sie qualifizierte - in jeder Kategorie Vorschläge gemacht, von denen man je Kategorie einen auswählen kann. In der letzten Zeile ist dann ein Textfeld, das auch die Nennung nichtjuryverlesener Künstler und Schriftsteller erlaubt. Es ist also immer noch alles möglich.

Aber ist nicht zu erwarten, dass die Vorauswahl das Ergebnis ganz stark bestimmen wird? Wer hat schon Ideen für alle Kategorien? Klar, man kann Kategorien offenlassen. Aber wenn da ein Name ist, der einem etwas sagt, neigt man dazu, den zu nehmen. Eine Autorin, deren vorletztes Buch man mochte, und die man dann wählt, obwohl man das zur Wahl stehende nicht kennt? Aus der Sozialforschung ist bekannt, dass derartige Präjudizierungen die Befragten ganz stark leiten.

Bemerkenswert ist übrigens in zumindest einem Fall, wer nicht auf der Liste steht. Hither Shore, das Jahrbuch der Deutschen Tolkiengesellschaft, hat den DPP 2006 und 2008 gewonnen und es ist auch 2008 wieder ein Buch erschienen, das man dieses Jahr wählen kann. Die Jury fand es aber offensichtlich nicht wichtig genug, den Vorjahressieger zu berücksichtigen ...

Ich appelliere ganz offen, doch bitte nur die Werke zu wählen, die man auch kennt. Echte Fans werden die Werke ihrer Autoren und Grafiker ja auch genossen haben. Aber nicht einfach XXXX wählen, weil der 2001 mal ein nettes Buch rausgebracht hat. Das nimmt vielen Künstlern eine Chance, die nicht so bekannt sind wie XXXX, der vielleicht mit seinem letztjährigen Buch gar nicht mehr so toll war wie früher.

Eines noch: Was die Kategorie Bestes Sekundärwerk angeht: Hither Shore, Band 4, Tolkiens Kleinere Werke, können Sie natürlich wählen, obwohl die Jury es nicht so toll fand. Besser aber noch ist das unerfindlicherweise auch nicht auf der Liste stehende: „Friedhelm Schneidewind: Mythologie und phantastische Literatur. Oldib-Verlag Essen, 2008“ - einfach bestellen, lesen, wählen. Danke schön!