Nedas Tod - erschütterndes Interview mit dem Ersthelfer
Sie werden von dem Tod der jungen Neda Agha-Soltan gehört haben, die von iranischen Milizen dafür erschossen wurde, dass sie friedlich an einer Demonstration teilnahm. Sie werden auch die Bilder in den Medien gesehen haben, auf denen eine junge Frau zu sehen ist, die auf dem Boden liegt, und zwei Männer, die sich über sie beugen, um ihr zu helfen.
Einer der beiden - ein Arzt, der Neda gar nicht kannte - konnte am Mittwoch aus dem Iran fliehen und hat der BBC ein 20-minütiges Interview gegeben, das ich für absolut authentisch halte und das auch die letzten Zweifel an der Echtheit der Handyvideos (es gibt zwei) ausräumen sollte.
Es ist erschütternd, was Arash Hejazi dort berichtet, und ich möchte meinen kleinen Beitrag dazu leisten, das dies Video weiterverbreitet wird:
Danke fürs Anschauen!
Frank
Mythos, Sage, Märchen, Fantasy ...
Nun habe ich es geschafft, den Vortrag etwas aufzubereiten und zu veröffentlichen. Über Feedback und Verlinkungen freue ich mich sehr, wie immer steht der Text des Vortrages unter Creative Commons License und kann von Ihnen bei Nennung von Quelle und Verfasser gerne weiterverwendet werden.
Da ich bei diesem Vortrag daran gedacht habe, mein Aufnahmegerät einzuschalten, steht auch eine Audioversion zur Verfügung.
Intuition und Kreativität
Nehmen Sie zum Beispiel die Geschichte von dem französischen Archäologen, der den Ring wieder entdeckt; die entstand in vier Stunden, in denen ich einfach runterschrieb, was mir in den Sinn kam. Oder das Märchen von „Einöhrlein, Zweiöhrlein und Dreiöhrlein“. Dessen Grundidee entstand in einem Workshop, aber die erzählte ich nur abends kurz beim Bier. Einen Tag später kam es zu einer spontan organisierten Lesung, für die ich keine passende Geschichte hatte. Es waren zwei Stunden Zeit, eine zu schreiben: Die Öhrlein haben dann das Licht der Welt in 40 Minuten erblickt.
Danach hatte ich weder Zeit Korrektur zu lesen oder gar am Text zu feilen. Es war sogar so, dass ich ihn nicht einmal mehr lesen konnte und dass das erste Lesen sofort vor Publikum stattfand. Dafür war es ein großartiger Erfolg und ich musste mehrfach unterbrechen, weil das Lachen einfach nicht abebben wollte.
Beim Lesen bemerkte ich erst, wie viele Dinge
eigentlich in der Geschichte steckten. Klar, die
Handlung war schon durchdacht, das Schicksal der drei
Protagonisten überlegt und das Ende geplant. Dass
aber praktisch jeder zweite Satz einen mehr oder
weniger feinen Witz enthielt, das war mir beim
Schreiben gar nicht aufgefallen. Die
„außerordentliche Ruhe“ am Anfang der Story, die
besondere Form des „Tuschelns“, das „satte Rülpsen“,
die beim Vorlesen ununterscheidbare Wiederholung
„Dreiöhrlein“ und „seine drei Öhrlein“ – das kam
alles intuitiv aufs Papier. Auch die Übernahme von
märchentypischen repetitiven und kettenhaften
Momenten war zwar gewollt, floss aber von alleine in
den Text.
Nun ist die Entstehung dieses kleinen Märchens auch
für mich ein Extrembeispiel an Schreiberfahrung
gewesen, das aber doch nicht so unterschieden von
meinem sonstigen Erleben ist. Ständig staune ich beim
Korrekturlesen eigener Texte, was sich dort alles an
ungeplanten Kleinigkeiten findet und die Aussage oder
Absicht eines Textes gut, manchmal perfekt,
unterstützt, ohne dass es in der Form zuvor
ausgedacht worden war. Erklären kann ich mir das nur
durch Intuition und die Kraft des Unterbewusstseins.
Der langen Rede kurzer Sinn ist, dass ich Sie durch
den kleinen Erfahrungsbericht ermuntern möchte, dies
auch in Ihrem Schaffen zuzulassen. Hören Sie auf das,
was aus Ihnen herausdrängt und lassen Sie es zu.
Zumindest dann, wenn Sie kreativ sind, denn falsch
und richtig gibt es dabei nicht. Was Sie dann doch
nicht vertreten können, können Sie ja immer noch
wieder streichen. Wenn Sie es aber gar nicht erst
rauslassen, haben Sie vielleicht manche Perle
verschluckt ... wäre doch schade, oder?
Zwei Märchen
Das Märchen „Der Vogel
Phönix“ ist eine Nacherzählung der
gleichnamigen Geschichte von Hans-Christian
Andersen. In ihr zeigt er, welchen Wert, aber auch
welche Kraft menschliche Kreativität hat. Da das
auch heute noch gilt, habe ich die Erzählung auf
unsere Zeit erweitert Von der Uraufführung des
Märchens bei der Lagerfeuerlesung, gibt es
übrigens eine Audio-Datei zum
Download.
Aus einem wunderbaren Workshop von Markolf Hoffmann ist die
„Mär von
Einöhrlein, Zweiöhrlein und Dreiöhrlein“
hervorgegangen. Davon gibt es leider keine
Audio-Datei. Oder sollt eich sagen: „Zum Glück!“
Denn Publikum und - leider - auch Vorleser haben
dabei teilweise so gelacht, dass die Lesung immer
wieder unterbrochen werden musste. Aber wenigstens
hatten wir einen Riesenspaß ... ich hoffe, Ihnen
gefällt es auch.
Die beiden Vorträge werde ich noch ein wenig
aufbereiten, aber in ein paar Tagen sind sie dann
auch online. Achten Sie einfach auf den Blog.
Jetzt auch Audio
Den Anfang machen drei Stücke, die ich auf dem Elbenwaldspektakel des letzten Wochenendes gelesen habe. Das Märchen „Der Vogel Phönix“, eine leicht gekürzte Fassung der Horrorstory „12 Glockenschläge“ sowie der Vortrag über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Mythos, Sage, Märchen und Fantasy.
Ich werde jetzt nicht anfangen, meine Arbeiten systematisch zu vertonen, sondern nur Aufnahmen herstellen, wenn ich Lesungen mache. Die Audiosammlung wird also langsam wachsen. Aber ich werde jedes neue Stück im Blog ankündigen. Abonnieren Sie doch einfach den RSS-Feed rechts, dann bleiben Sie dran ...
Regeländerung beim Deutschen Phantastik Preis - schade!
Der Deutsche Phantastik Preis ist ein Preis, der vom
Publikum vergeben wird, von Ihnen allen. Das ist zwar
nicht ganz unproblematisch, da die Autorinnen und
Graphiker mit dem größten Fankreis den Preis
vielleicht auch abräumen, ohne dass ihr Werk wirklich
so herausragend war. Aber es ist doch eine ehrliche
Äußerung der Begeisterung, die da durchschlägt.
Bis zum letzten Jahr wurden in einer Vorrunde alle
möglichen Vorschläge gesammelt und die am meisten
genannten Werke dann in einer Hauptrunde zur
Abstimmung gestellt. Dieses Jahr hat eine Jury - von
der auf der Site nicht ersichtlich ist, wer das war
und was sie qualifizierte - in jeder Kategorie
Vorschläge gemacht, von denen man je Kategorie einen
auswählen kann. In der letzten Zeile ist dann ein
Textfeld, das auch die Nennung nichtjuryverlesener
Künstler und Schriftsteller erlaubt. Es ist also
immer noch alles möglich.
Aber ist nicht zu erwarten, dass die Vorauswahl das
Ergebnis ganz stark bestimmen wird? Wer hat schon
Ideen für alle Kategorien? Klar, man kann Kategorien
offenlassen. Aber wenn da ein Name ist, der einem
etwas sagt, neigt man dazu, den zu nehmen. Eine
Autorin, deren vorletztes Buch man mochte, und die
man dann wählt, obwohl man das zur Wahl stehende
nicht kennt? Aus der Sozialforschung ist bekannt,
dass derartige Präjudizierungen die Befragten ganz
stark leiten.
Bemerkenswert ist übrigens in zumindest einem Fall,
wer nicht auf der Liste steht. Hither Shore, das Jahrbuch der
Deutschen Tolkiengesellschaft, hat den DPP 2006
und 2008 gewonnen und es ist auch 2008 wieder ein
Buch erschienen, das man dieses Jahr wählen kann.
Die Jury fand es aber offensichtlich nicht wichtig
genug, den Vorjahressieger zu berücksichtigen ...
Ich appelliere ganz offen, doch bitte nur die Werke
zu wählen, die man auch kennt. Echte Fans werden die
Werke ihrer Autoren und Grafiker ja auch genossen
haben. Aber nicht einfach XXXX wählen, weil der 2001
mal ein nettes Buch rausgebracht hat. Das nimmt
vielen Künstlern eine Chance, die nicht so bekannt
sind wie XXXX, der vielleicht mit seinem
letztjährigen Buch gar nicht mehr so toll war wie
früher.
Eines noch: Was die Kategorie Bestes Sekundärwerk
angeht: Hither Shore, Band 4, Tolkiens Kleinere
Werke, können Sie natürlich wählen, obwohl die Jury
es nicht so toll fand. Besser aber noch ist das
unerfindlicherweise auch nicht auf der Liste
stehende: „Friedhelm Schneidewind: Mythologie und
phantastische Literatur. Oldib-Verlag Essen, 2008“ -
einfach bestellen, lesen, wählen. Danke schön!