Elbenwaldspektakel - Nachlese
Was das Spektakel auszeichnet sind: die breite Spanne
der Fantasy, die bis in die SF und den Horror hinein
abgedeckt wird; rundum gelungene Programme mit einer
gesunden Mischung aus aktiven (Workshops) und
passiven Programmteilen (Vorstellungen, Vorträge,
Lesungen); eine professionelle Organisation; sowie
vor allem die heterogene, aber einander bei aller
Verschiedenheit liebevoll zugetane Community. Eine
Community übrigens, die im Fluss ist, also nicht im
eigenen Cliquensaft schmort. Im Gegenteil sind neben
vielen, lieben alten Gesichtern auch immer viele neue
Gesichter zu sehen, die für neue Impulse, neue
Gespräche und andere Stimmungen sorgen.
So ist jedes Spektakel ein anderes Erlebnis. Dieses
Jahr war es meinem Eindruck nach eher ruhiger und
unspektakulärer, dafür konnte man mehr Gespräche und
Diskussionen beobachten und belauschen.
Ein echtes Wagnis war, dass die Elbenwald-Crew dieses
Jahr nur an einem Abend Livemusik bot. Und das ist,
wie ich finde, auch in die Hose gegangen, zwei Abende
ohne Musik (außer dem, was später natürlich vom Band
kam) und ein Abend mit einer zeimlich schlechten
Truppe (die allerdings ganz gut angenommen wurde) -
nee, da fehlte definitiv was. Und das wa rnicht
einfach nur Schelmish, die da fehlten, denn
mittlerweile kann ich auch ganz gut mal ohne die.
Aber egal, die Abende waren deshalb ja noch nicht
schlecht, und selbst die skurrilsten Typen fanden
ihren Spaß:
Die Vorträge waren weniger gut besucht als sonst -
selbst Markus Heitz hatte bei
der Lesung aus Kinder des Judas nur 25
Zuhörer/innen (später bei den Zwergen allerdings
deutlich mehr) - dafür waren die Diskussionen aber
intensiver und diesesr Austausch ist es, von dem
wir Vortragenden ja am meisten profitieren. Mein
persönlicher Höhepunkt war wieder die
Lagertfeuerlesung von Markolf Hoffmann,
Friedhelm
Schneidewind, Markus Heitz und mir, die auch
dieses Jahr fast das gesamte Publikum mit den
Vorlesenden vereinte und stimmiges Fantasygefühl
aufkommen ließ.
Die Workshops waren wieder voll und schreckten trotz
intensiver, zu leistender Arbeit niemanden ab. Was in
den Zimmern und Zelten so vor sich ging, konnte ich
zwar nicht direkt sehen, aber die Crew von Bushikan brachte ihre
begeisterten Schülerinnen und Schüler wieder in
heftiges Schwitzen ... und wer weiß, wen sie damit
alles nachhaltig vom Bushido zu überzeugen
vermochten ...
Besonders gut (und beliebt, vor allem bei den
Kindern, mit denen sie toll umgehen!) waren auch
Juxart, die die ganzen drei
Tage Jung und Alt mit ihren Performances und
vielen kleinen, liebevollen Gesten zum Lachen und
zum Schmunzeln brachten. Sie sorgtenmit ihrer
Feuershow auch für einen krönenden Abschluss, von
dem Sie hier einige
Impressionen aus meiner Serie von Fotos mit
Langzeitbelichtungen sehen können.
Kurz: es war wieder ein tolles Erlebnis, auf das ich
mich im nächsten Jahr schon jetzt ganz besonders
freue. Vielleicht treffe ich ja auch Sie dann dort
Die Naturgesetze sind eben überall gültig ...
Die Teilchenphysik geht davon aus, dass es fundamentale Konstanten gibt, die universal gültig sind. Und letztlich hängt die Sicherheit eines sehr großen Teiles der naturwissenschaftlichen Erkenntnis davon ab, dass dem auch wirklich so ist. Unmöglich ist es aber theoretisch auch nicht, dass die Naturgesetze weniger stabil sind als in den herrschenden Modellen eigentlich angenommen wird. Die Sicherheit der Grundannahmen aber hat Auswirkungen bis hin in das tägliche Leben, etwa da, wo Ingenieurskunst auf physiko-chemischem Basiswissen aufbaut.
Wie das Magazin Science berichtet, ist es Michael T. Murphy, Victor V. Flambaum, Sébastien Muller und Christian Henkel gelungen, nachzuweisen, dass eine der wichtigsten Konstanten - das Masseverhältnis von Proton und Elektron - auch in gut 7 Milliarden Lichtjahren Entfernung und damit eben auch vor 7 Milliarden Jahren - als es noch keine Erde und auch unser Sonnensystem nicht gab - exakt so ist, wie wir es hier und heute bei uns beobachten. Das bedeutet einen wichtigen empirischen Beweis für die Stichhaltigkeit physikalischer Grundannahmen.
Und es zeigt mal wieder, wie wichtig die ‚brotlose Kunst‘ der Grundlagenforschung ist. Wichtiger jedenfalls, als das ungezügelte Anschwellen der Heere von Wirtschaftlern und Juristen weiter zu forcieren ...
Elbenwald im neuen Gewand
Damit stehen auch die Chancen sehr gut, die Nominierung für den Deutschen Phantastik Preis 2008 in den Gewinn des Preises münden zu lassen. Ich jedenfalls mag die Seite!
"Fantasy. Einführung." für den Deutschen Phantastik Preis nominiert
Nach der Ermutigung für meine Arbeit möchte ich jetzt auch gerne gewinnen! Die Hauptrunde läuft bis zum 31.8., Ihre Stimme können Sie unter www.deutscher-phantastik-preis.de abgeben (einfach Mailadresse angeben, dann erhalten Sie per Mail einen Code, den Sie bei der Wahl eingeben müssen - geht ganz schnell).
Ich würde mich freuen, wenn Sie mir dabei helfen, denn ich finde - ganz unbescheiden -, dass das Buch es verdient hat. Danke!
Die Patientin Universität röchelt jetzt ziemlich ...
Der Uni geht es auch immer schlechter. Ich rede dabei gar nicht von Bachelor- und Masterstudiengängen - die haben zwar den Humboldtschen Bildungsgedanken gekillt, aber für den sind wir Menschen anscheinend eh nicht ausreichend gerüstet. Nee, es scheint viel mehr so zu sein, dass die Verschulung des Studiums einem ganz großen Teil der Studierenden entgegen kommt. Da wird man wenigstens noch bis Mitte Zwanzig ans Händchen genommen und durch das Leben geführt und den späteren Arbeitgebern ist es auch lieber, wenn die neuen Akademiker nicht allzu eigenständig denken und fragen gelernt haben.
Nein, die Patientin röchelt immer stärker wegen der Sparmaßnahmen, die ihr die Luft abdrehen. Wie heute in unserem Käseblättchen plötzlich und voller Sorge zu lesen ist, geht es den Geisteswissenschaften an den Kragen. Schön, dass das mal jemand merkt. Gefördert wird nur noch, was effizient ist, und Orchideenfächer wie Byzantinistik, Ägyptologie, Geschichtswissenschaften, Philosophie, die Lehrerausbildung und ähnlich abseitige Wissensgebiete werden zusammengestrichen. Bringen ja keine Drittmittel ... oder outsourcbare Start ups ... oder Ruhm und Ehre.
Schade - und das nicht nur aus melancholischen Gründen, wie dem, das uns Menschen die Philosophie einst das Denken und Verstehen lehrte. (Zumindest soweit man gewillt war, sich aufs Verstehen einzulassen.) Schade also? Ja! Denn, es ist doch nicht so, dass wir nun verstanden hätten und sie nicht mehr bräuchten. Oder glauben Sie, dass es derzeit ein ausreichendes Maß an Vernünftigkeit und Empathie in der Welt gäbe? Und wie sollen die Kommenden lernen, zu verstehen? Oder zu hinterfragen? Oder zu urteilen? Und wer kann entscheiden, ohne sinnvoll und kritisch geurteilt zu haben? Schade, dass die Wolkenkuckucksheime der Geisteswissenschaften aussterben ...
Sehe ich da hinten in der
letzten Reihe einen Ingenieur grinsen? Ja, noch haben
Sie gut lachen und sind heißbegehrt. Aber warten Sie
erst einmal ab, bis sich die Controller nach getaner
Meuchelei in den Geisteswissenschaften an die
naturwissenschaftliche Grundlagenforschung machen.
Ferne Galaxien beobachten? Die Gravitationswellen
oder Higgs-Teilchen nachweisen? Das ist genauso
brotlose Kunst wie die Philosophie. Nur werden euch
Ingenieuren dann ganz schnell die Grundlagen für eure
Erfindungen und den Fortschritt ausgehen.
Bleiben die Wirtschaftler und Juristen. Ich hoffe ihr
werdet reich damit, euch gegenseitig Businesspläne
aufzustellen ... schon da mit ihr uns Philosophinnen
und Lehrer, Historikerinnen und Linguisten als
Hauspersonal, Gärtner und Chauffeure beschäftigen
könnt ... wir geben euren Kindern dann beim
Babysitten auch schon mal den einen oder anderen Tipp
für ein gelingendes Leben ... versprochen!
Abschnitt "Phantastik" eingeführt
Die augenblicklich dort zu findenden Arbeiten über Fantasy und Mythologie sind keine neuen Aufsätze, sondern dem Tolkienabschnitt von polyoinos entnommen. Ende Juni wird aber ein erster neuer Aufsatz - über den Horror - hier erscheinen.
Bis spätestens dahin also ...
George R.R. Martins "Fiebertraum" wieder auf deutsch erschienen
George R.R. Martin ist heute hauptsächlich für seine noch nicht beendete Fantasy-Monumentalreihe "Ein LIed von Eis und Feuer" bekannt, aber alles was diesen großartigen Schriftsteller ausmacht ist auch schon in Fiebertraum enthalten.
26. - 29.6. - Elbenwaldspektakel
Es werden Lesungen und Vorträge von Markolf Hoffmann (Schriftsteller, Autor von "Zeitalter der Wandlungen"), Markus Heitz (Schriftsteller, Autor einer ganzen Reihe sehr erfolgreicher Fantasyromane), Friedhelm Schneidewind (Schriftsteller, Vampirologe, Tolkien-, Mythen- und Fantasyexperte), Stefan Servos (Herr-der-Ringe-Film.de) geboten, es gibt Handwerkerworkshops, Einführungen ins LARP, Improvisationstheater, Gaukler, Spiele, Musik.
Ich selbst werde zwei Vorträge halten: "Fantasy - was ist das?" und ein Vortrag zum Thema Horror und Mythen, schließlich steht das Spektakel dieses Mal unter dem Motto "Kreaturen der Nacht". Außerdem werde ich im Rahmen einer Lesung am Lagerfeuer, die ich zusammen mit Markus Heitz, Markolf Hoffmann und Friedhelm Schneidewind bestreite, eine neue Kurzgeschichte vorstellen: "Ein Zwischenfall auf der Eulenburg". Die werde ich auch auf polyoinos veröffentlichen, aber erst nach dem Spektakelwochenende.
Das Ganze findet statt auf einer für diese Zwecke bestens geeigneten Burg und wird organisiert von einem Team das noch selbst unheimlichen Spaß an der eigenen Veranstaltung hat.
Infos, Anmeldemöglichkeit und vorläufiges Programm finden Sie hier.
Die Burg ist von der A 45 aus mit dem Auto aus Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet gut zu erreichen, mit ÖPNV ist´s umständlicher.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir uns dort kennenlernen könnten!
Herzliche Grüße aus Bochum
Frank Weinreich
Wichtige Änderung im Fantasy-Artikel
Aber Dirk und Fanfan haben völlig Recht - so sieht die Definition zu breit aus. Was ergänzt werden musste ist, dass die Definition zwar so stehenbleiben kann, dass aber ausdrücklich erwähnt werden muss, dass es weitere Kriterien geben kann, die Werke aus der Fantasy ausschließen, auch wenn sie über die beiden entscheidenden Wesensmerkmale von Fantasy - Fiktion zu sein und Übernatürliches zu thematisieren - verfügen. Das sind dann Abgrenzungen, die aus den anderen Genres kommen und ihnen trotz der Überlappung mit Fantasy völlige Eigenständigkeit garantieren.
Wer den Fantasyartikel oder mein Buch schon kennt, braucht nur am Ende des Abschnittes "Definition II" weiterzulesen.
Artenschutzkonferenz hat fertich ...
Woher kommt das? Ich denke, es liegt an der mangelnden Betroffenheit. Nicht einer Betroffenheit im emotional-moralischen Sinn, sondern einer Betroffenheit im ursprünglichen Sinn des Wortes: Es betrifft uns nicht direkt, denn die am Amazonas gefällten Bäume treffen niemanden hier auf den Kopf. Es ist alles zu weit weg. Selbst die die Menschen in Australien, die wegen mangelnden Höhen-Ozons direkt von der Sonne verbrannt werden, lernen nichts daraus, da Hautkrebs anscheinend zu weit von seiner Ursache entfernt entsteht, um Betroffensein erzeugen zu können. Der Mensch, so vermute ich, ist anscheinend emotional nicht in der Lage, angemessen auf mittelbare und langfristige Einwirkungen zu reagieren.
Wieso emotional? Weil er
rein vernünftig betrachtet in vielen Dingen sehr wohl
weiß, was ihm passiert. Kognitiv ist unbestritten,
dass wir gefährlichsten Raubbau an unserem Planeten
und damit an uns, vor allem aber an der Zukunft
unserer Kinder betreiben. Trotzdem passiert nichts
Substanzielles. Warum? Ees kann im Großen nur eine
nichtrationale Ursache dahinter stecken. Denn sicher
gibt es zwar einige Egoisten, die rational
durchkalkulieren, das weiteres Fehlverhalten ihnen
kurz- bis mittelfristige Vorteile bringt und dann
gilt, nach mir die Sintflut. Aber den weitaus meisten
Menschen liegt das Leben im Allgemeinen, wie auch das
der Menschen im Besonderen und das der eigenen Kinder
im ganz Besonderen so am Herzen (und im Kopf -
Vernunftdenken!), dass das Ergreifen geeigneter
Maßnahmen und die Wahl entsprechender politischer
Vertreter und Programme ihnen äußerst nahe liegen
sollten. Aber das tun wir nicht. Oder zumindest nur
so wenige, dass sie keinen Unterschied machen.
Dass wir nicht klüger handeln, obwohl alle Erkenntnis
der nötigen Maßnahmen seit den frühen siebziger
Jahren des letzten Jahrhunderts bekannt sind, kann
nur mit mangelnder irrationaler Eindrücklichkeit der
Gefahren und mit mangelndem Missempfinden der
tatsächlichen Situation erklärt werden. Auf einer
emotionalen Basis fühlen wir uns anscheinend zu
sicher vor der drohenden Gefahr, um in die
angemessene Sorge zu verfallen. Eine Sorge, die eben
groß genug sein müsste, um Verhaltensänderungen zu
bewirken. Da aber einerseits die Entwicklungen in
Natur und Umwelt mit einer Behäbigkeit geschehen, die
für den ausreichenden Anstieg der Gefahr Jahrzehnte
braucht, werden wir die angemessene Menge an Sorge
wohl erst entwickeln, wenn uns die Entwicklung Dürre
auf den eigenen Feldern und die ganz persönliche
Hungersnot bescheren. Und da andererseits die
Korrektur von Umweltschädigungen aufgrund der
gleichen Behäbigkeit Jahrhunderte und Jahrtausende in
Anspruch nehmen wird, ist die Situation wohl
ausweglos.
Bleibt also nur, Swimmingpool und 500 PS-Wagen zu
genießen, um das Beste aus den letzten Jahrzehnten
herauszuholen. Wahrscheinlich wird es ja sogar
unseren Kindern bis zu deren vierzigsten oder
fünfzigsten Lebensjahren noch einigermaßen gut gehen
(obwohl sie mir sehr Leid tun wegen der totalitären
Öko-Diktaturen, die sie in den letzten
Lebensjahrzehnten werden durchmachen müssen ... von
den Enkeln ganz zu schweigen ...).
Und die Natur? Die leidet noch ein paar Jahrhunderte,
freut sich aber schon auf die nachfolgenden Homo
sapiens-freien Jahrmillionen, wenn dann endlich alles
wieder in ein natürliches Gleichgewicht
zurückschwingt. Ich wüsste nur zu gern, ob sich
nachfolgend entwickelnde Intelligenzwesen klüger
verhalten werden, oder ob Intelligenz und
Selbstbewusstheit immer so enden.
Überzeugen Sie mich, dass
ich Unrecht habe. Bitte!
Neue Rezensionen
Shaun F.D. Hughes schreibt zusammenfassend, das wir mit Tolkien & Modernity einen ganz wichtigen Punkt in der Tolkienforschung erhellen und so neue Türen zu seinem Verständnis öffnen: "In investigating Tolkien and the concerns of Modernism, these essays affirm that Tolkien is very much a canonical Modernist, one working right at the center of the movement and engaging issues as weighty as those tackled by Eliot and Joyce. At the same time, they confirm the “openness” of Tolkien’s work: The Lord of the Rings, for example, is not only very much a work of the time in which it was written, it also looks both back to nineteenth-century Medievalism while at the same time engaging with twenty-first-century Postmodern agendas. The research that makes us aware of this, like the volumes under review, serves to broaden and deepen our understanding of Tolkien’s contribution to our culture, ensuring that the attribution “Author of the Century” is not some sort of publicity stunt, but an accolade richly deserved" (Hughes in TSS 5, S. 255).
Mark T. Hooker empfiehlt Hither Shore uneingeschränkt für die "ernsthafte Tolkienforschung": "Hither Shore is recommended for serious students of Tolkien with a better-than-average reading knowledge of German. It is also recommended for research libraries with serious Tolkien collections. Students of Tolkien with no reading knowledge of German should encourage their libraries to get a subscription for access to the English articles" (Hooker in TSS 5, S. 229)
Schließlich war auch Markolf Hoffmann, der bekannte Autor der wirklich ungewöhnlichen und empfehlenswerten Fantasy-Tetralogie Das Zeitalter der Wandlung, so freundlich mein Buch Fantasy. Einführung. zu lesen und auf lorp.de als "Husarenstück" zu bewerten. Eine Bewertung, die mich mit Stolz und Freude erfüllt!
Danke für die Rosen
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