Machtmissbrauch, das ist immer noch das Problem mit der katholischen Kirche
Jeder aufgeklärte (ich meine die kantsche Aufklärung) Mensch sollte mit einem Achselzucken über diesen Schwachsinn von der Sündhaftigkeit gleichgeschlechtlicher Liebe hinweggehen können, was dem Thema genau die Aufmerksamkeit gewährte, die ihm zusteht - Null. Aber leider geht das nicht, denn die katholische Kirche übt noch sehr viel geistige Macht aus, weil Millionen von Menschen diese Kirche als geistigen Mittler zwischen sich und Gott verstehen.
Wenn es Gott gibt - was ich keineswegs ausschließe -, so ist es zwar so, dass alles, was mein Seelenheil betrifft sich zwischen mir und ihm abspielt. Aber das ist natürlich auch eine ganz schöne Bürde. Schließlich reden wir über das Schicksal meiner unsterblichen, also in alle Ewigkeit existierenden Seele im Angesicht eines allmächtigen Wesens, das auch die Funktion eines Richters über eben diese, meine Seele ausübt. Das ist sicherlich manchmal schwer auszuhalten, und so ist es schön, einen Beistand, Vermittler und Anwalt in diesem Verhältnis zur Verfügung zu haben: den Priester und die Kirche.
Auch ist es schwierig, das ganze Leben und seinen Sinn zu verstehen. Religion kann dabei ungemein hilfreich sein und die professionellen Vertreter von Religion üben auch hier eine tragende Mittlerrolle aus. Auch hier sprechen wir mit Sicherheit von einer Spanne, die das gesamte irdische Leben umfasst und vielleicht von einer ganzen Ewigkeit, die auf dieses Leben noch folgt.
Sollten Sie selbst nicht religiös sein, so stellen Sie sich aber bitte einmal vor, was nun Aussagen wie die von der Sündhaftigkeit von Homosexualität bewirken können. Stellen Sie sich vor, Sie glaubten fest und wirklich und unerschütterlich daran, dass die Lehren der Kirche Ihr Wegweiser durch das Leben und darüber hinaus in die Ewigkeit und zur liebenden Anerkennung durch Gott sind. Stellen Sie sich vor, Sie seien wirklich überzeugt davon, dass das Sündigen Sie zu tausenden von tausenden von tausenden Jahren in der Hölle verurteilt - allein, ungeliebt, eventuell pausenlos gefoltert. Genau so etwas können diese Priester dem Gläubigen nämlich einreden.
Angst machen, das
können sie ...
Wer so viel Verantwortung
trägt, wie die Priesterschaft, ist gehalten, damit
auch sehr verantwortungsvoll umzugehen. Wer so viel
Verantwortung trägt, besitzt damit auch eine sehr
große Macht. Schließlich haben diese Leute mit ihren
Auslegungen die Hoheit über das spirituelle Leben all
der Gläubigen, die beschlossen haben für sich die
katholische Heilslehre in Anspruch zu nehmen. Und wer
mit der nicht verantwortungsvoll umgeht, missbraucht
seine Macht. Und wer Macht missbraucht, dem gehört
sie entzogen. Nahezu das gesamte Bischofs- und
Kardinalskollegium und der Papst sollten zurücktreten
oder bei Nichtbefolgen zum Rücktritt verurteilt
werden!
Aber könnte denn etwas dran sein an der Idee
Homosexualität sei sündhaft? Nein, ausgeschlossen.
Homosexualität ist eine Spielart der Liebe zwischen
Menschen, und wenn es eine Sache gibt, die gut ist,
wenn Menschen sie ausüben, dann ist es dies: zu
lieben.
Ich scherze ja gerne, dass mir eine primitive
Religion wie die katholische - und primitiv ist sie
trotz all der überflüssigen theologischen Fakultäten
an denen gar nicht primitive Menschen sich bemühen,
der Primitivität einen intellektuellen Anstrich zu
geben - lieber ist als das Wischiwaschi der
Evangelen, die selbst Jesus rumdrucksenderweise die
Göttlichkeit abzusprechen beginnen. Da haben die
Katholen mit ihrem Teufel und echtem Schwefelgeruch
ja noch richtig was aufzufahren.
Angesichts der katholischen Realität bleibt mir
dieser Scherz aber im Halse stecken. Diese
sogenannten Seelsorger gehen mit ihrem
Machtmissbrauch nicht weniger verbrecherisch um als
die Inquisitoren vor 500 Jahren. Wer so
verantwortungslos spricht wie Ruhrbischof Overbeck
und Papst Benedikt, verbrennt nämlich die Seelen der
Gläubigen.
Das einzige was hilft - denn zurücktreten werden die
natürlich nicht - ist, sich klarzumachen, dass das
Seelenheil ganz ohne des Klerus´ belanglose Meinung
zwischen Ihnen und Gott entschieden wird. Hilfe und
Trost in dieser Angelegenheit können auch andere
spenden als ausgerechnet diese Priesterschaft. Die
liebt Sie nämlich nicht, sondern will Sie
beherrschen. Gott aber liebt Sie und will Ihre
Freiheit, sonst hätte er sich die Schöpfung gespart.
Was kann die Kirche grausam sein ...
Das Kind lebt in einem zutiefst katholischen Land. Wahrscheinlich ist sie gläubig erzogen worden. Wahrscheinlich glaubt sie den Unsinn, das Gott ihr die Hölle zuteilt, jetzt wo sie kein Glied dieser Organisation mehr ist. Wie hart wollen diese sogenannten Seelsorger eigentlich noch auf ein Kind einschlagen, das sowieso schon schwerstverwundet ist?
Nichts, gar nichts hat sie anscheinend von der Grausamkeit verloren, die diese Kirche so oft auszeichnete. Eine Kirche die millionenfach mordete, beim Morden zuschaute und jetzt darum bemüht ist, ihre schlimmsten Vertreter wieder heim ins Reich zu holen. Pfui! Soll euch doch der Teufel holen, er hat es ja nicht weit, wohnt er doch offensichtlich in den Häusern, in denen Ihr so etwas beschließt.
Ich weiß, es gibt so viele Punkte, die man dieser Kirche anlasten könnte. Aber dieser Anschlag auf ein Kind, der erzürnt mich in allerhöchstem Maße. In diesen Tagen ist dieser merkwürdige Holocaustleugner ja schon schlimm genug gewesen, aber diejenigen, die der angreift, können glücklicherweise gut zurücklangen. Dieses Kind jedoch ... schämen sollte sich diese Bande, in Grund und Boden schämen ...
Bleibt nur zu hoffen, dass dieses arme Kind so stark wird, dass ihr die Exkommunikation in einem Land, das die meisten Katholiken weltweit beherbergt, nichts ausmachen wird. Jeglicher Glaube, liebes Kind, ist besser als der Glaube an die Weisungen einer derart menschenverachtenden Institution.
Aber der Kirche? Was ist der zu wünschen? Einsicht? Ich glaube, dafür ist es zu spät. Eine neue Kirche ist vonnöten ...
Der Papst hat Recht, ...
Die andere Hälfte bestand darin, dass Benedikt XVI. das Maß an Gott und dessen Geboten orientieren will. Ob er darin Recht hat, lässt sich objektiv nicht sagen, auch wenn Benedikt in einem weiteren Argumentationszusammenhang gerade beklagte, dass die westliche Kultur sich zu sehr an Positivismen, also an empirisch nachweisbaren Tatsachen, orientiere. Entschuldigt, liebe Heiligkeit, aber Eure metaphysischen Spekulationen sind leider nur unter bestimmten Glaubensannahmen gültig.
Und wie man sieht, konkurrieren diese mit anderen und werden schnell zum Streitfall, der, gerade jährte sich das schlimmste Beispiels zum siebten Male, auch schnell mit militärischen und terroristischen Mitteln ausgetragen wird. Das rechte Maß ist also notwendig – da habt Ihr völlig recht, Benedikt. Aber warum das rechte Maß nicht woanders her nehmen?
Beispielsweise aus unserem Menschsein. Wir sind doch alle nicht so sehr verschieden, dass wir verschiedene Grundbedürfnisse hätten. Vor allen Dingen sind wir soziale Lebewesen, die einander brauchen und ihre Bedürfnisse recht einfach nach der Goldenen Regel organisieren könnten: Was Du nicht wünschst, dass man Dir tu, das füg´ auch keinem andern zu. Immerhin eine Regel, die so auch in der Bibel steht: Matthäus 7,12.
Das Problem besteht hauptsächlich darin, dass einige
meinen, mit der Verletzung der Regel durchzukommen
und dass sie in viel zu vielen Fällen leider damit
auch tatsächlich durchkommen. Was uns zu Punkt zwei
des menschenwürdigen und erfolgreichen Zusammenlebens
führt: ausreichende Sanktionsvorschriften und –mittel
gegen die Regelverletzer.
Also: wir wollen unser Ding machen, können dies in
hinreichender Sicherheit aber nur, wenn wir uns
soweit beschränken, dass wir andere in ihrem Tun
nicht verletzen (Goldene Regel). Das gilt für alle
Menschen; was heißt, dass die sich zumindest darauf
einigen können sollten, dass eine (Welt-)Gesellschaft
geschaffen werden sollte, die das erlaubt und
garantiert. Letzteres ist angewandter Immanuel Kant
und somit nicht gerade neu.
Womit wir zu dem Punkt kommen, wo der Papst nicht
mehr recht hat. Er sagte in Paris nämlich auch, dass
man sich nicht allein auf die Vernunft verlassen
dürfe, sondern auf Gott vertrauen müsse. OK, wenn
Gott seinen Job täte (das Theodizeeproblem!), wäre
das ja richtig. Aber Gott tut seinen Job nicht, sonst
sähe diese Welt nicht so aus, wie sie aussieht,
zumindest was die Unschuldigen angeht, die Kinder und
deren Leid.
Also ist es so, dass es (a) entweder keinen Gott gibt
oder er (b) seinen Job nicht recht tut oder dass er
(c) die Welt so geschaffen hat, dass wir doch zusehen
müssen, ohne seine Hilfe darin zurecht zu kommen. Und
was haben wir dann als Mittel zur Verfügung?
Im Fall (a): die Vernunft. In Fall (b): Appelle an
Gott sich zu bessern – bis er das tut, bleibt uns nur
... genau, die Vernunft. In Fall (c): Auch die
Vernunft; diesmal sogar als göttlicher Auftrag, denn
er gab sie uns als einzige Hilfe für die Existenz in
einer defizitären Welt mit auf den Weg. Also, lieber
Benedikt, die Vernunft ist doch das einzige, was uns
bleibt, wenn wir etwas tun wollen. Glauben und Beten
sind rein passive Tätigkeiten, die nichts bewirken
werden.
Also lasst uns auch was tun. Beispielsweise uns als
Menschen mit gleichen Bedürfnissen zu begreifen und
die Goldene Regel beachten sowie dafür sorgen, dass
diejenigen Kräfte, die dazu zwingen können, sie
einzuhalten, dazu in der Lage sind. Nicht dass das
nicht alles schon ausführlich in mindestens einem
Buch veröffentlicht wäre: in den Anspruchsvollen Schlüssen
beispielsweise.