Google 2001
Gibt man beispielsweise „Harry Potter“ ein, so finden sich gut 840.000 Treffer. Macht man das beim aktuellen Google sind es mehr als 98 MIllionen. Den gut 7 Millionen Einträgen von „Stephenie Meyer“ heute (Sie wissen schon, die Vampirromantikerin, die jüngst so erfolgreich ist) steht genau einer aus dem Jahr 2001 gegenüber. Oder mal Politik: „Angelaa Merkel damals = 26.300 Einträge; heute über 8 Millionen.
Das macht Spaß, ich spiele noch ein bisschen weiter, ciao
10 Jahre Google
Nein, das meine ich schon ganz ehrlich, Sie brauchen in diesem Glückwunsch nicht nach Spuren von Ironie zu suchen. Auch als Freiheitsredner, ist es nicht meine Pflicht, an der massiven Kritik teilzunehmen, die, ebenfalls in diesen Tagen, gegen Google vorgebracht wird.
Google sammelt in der Tat in außerordentlichem Maße persönliche Daten über seine Nutzer. Nur weiß ich nicht, ob dies, wie die Kritiker meinen, wirklich in missbräuchlicher Absicht geschieht, um Menschen auszuspähen und die gesammelten Daten dann zu eigenem Vorteil und Profit zu verwenden.
Vielleicht erfordern ja auch einfach nur die ausufernden Features von Google Earth, Google Health, Google Maps, Orkut und anderen Diensten die massive Anhäufung von Cookies und anderen Daten, die zum Funktionieren ebendieser Dienste gebraucht werden. Dann wäre nicht Google böse, sondern nur der User recht sorglos, der diese Dienste in Anspruch nimmt.
„Don´t be evil“ ist ja auch das Motto von Google. Und ich habe bis zum Nachweis des Gegenteils auch keinen Anlass, Larry Page und Sergej Brin, die Gründer von Google, für böse zu halten. Nein, erst einmal habe ich Respekt für die Leistung dieser Männer. Nur ... wie wäre es, wenn man es dabei beließe? Das wäre mal was ganz Neues, oder?
Google hat sich, das ist Fakt, zum größten Datensammler der Welt gemausert und weiß über die Userinnen und User, die Googles Dienste umfassend in Anspruch nehmen, fast alles. Und was es nicht weiß, könnte es aus den vorliegenden Daten extrapolieren. (Wenn Sie das Google-Wissen interessiert, empfehle ich die Lektüre des Buches „Die Google-Falle“ von Gerald Reischl und den Besuch seiner gutgemachten, gleichnamigen Website.) So könnte Google sich ein ganz eigenes Bild von Ihnen machen. Und das muss nicht einmal zutreffend sein:
Vielleicht sollte Google langsam mal aufhören,
weitere datenintensive Dienste zu entwickeln. Dumm
nur, dass da mittlerweile eine innere Dynamik
entstanden ist, die das Unternehmen immer weiter
treibt. In der modernen Aktienkultur wird ja sofort
gefressen, wer nicht ständig wachsende Quartalszahlen
vorlegt. Normale solide Gewinne reichen den Anlegern
heute ja nicht aus.
Also wird es weitergehen mit neuen datenreichen
Diensten und Ideen. Kann das alles gut sein?
Wohlgemerkt, es geht nicht um die Frage, ob das böse
ist. Aber kann es gut sein?
Wohl kaum. Diese Zentralisierung von Daten kann, wie
jede massive Zentralisierung, nicht gut sein, denn
der Schaden ist überwältigend, wenn eine zentrale
Struktur wie die Googles kompromittiert wird. Das
kann durch Missbrauch von innen geschehen, wenn
Google also doch böse würde, es
kann durch Angriffe von außen geschehen und eine
Zentralstruktur kann auch schlicht kaputtgehen und
ihre Funktionen verlieren oder preisgeben.
Es ist wie mit der Anhäufung von Macht überhaupt -
deren Verlust oder Missbrauch hat fatale Folgen. Und
die Antwort auf das Gefahrenpotenzial von
zentralisierten Strukturen ist die Dezentralisation.
Macht gehört verteilt und persönliche Daten gehören
in die Hände des Einzelnen, der sie nur dann
herausrückt, wenn es nötig ist.
Einiges funktioniert dann nicht mehr so bequem wie
heute? Da haben Sie Recht! Aber ist das so schlimm?
Und kann man nicht auch in dezentralisierten
Strukturen Kommunikationswege finden, die einen
Großteil der erreichten Bequemlichkeit erhalten,
dabei aber gefährliche Datenpools wie den von
Google umgehen? Das wird
sicherlich klappen.
Google ist einst als innovatives
Unternehmen angetreten. Es wäre an der Zeit für ein
weitere Innovation. Es ist Zeit für die Innovation,
es mal gut sein zu lassen. Und vielleicht sogar das
eine oder andere Werkzeug abzugeben. Und zu
dezentralisieren. Innovativ wäre daran vor allem der
Verzicht. Auch der Verzicht auf weitere
Quantensprünge bei den Quartalszahlen. Und das dann
kommunizieren, aufzeigen, dass es auch anders geht.
Ein Beispiel dafür geben, was gut ist!
Also, lass mal gut sein Google. Und nochmals: Herzlichen
Glückwunsch.