RingCon 2009
trübsalblas ...
Nein, ganz so schlimm ist
es nicht, dass es vorbei ist, aber es war wieder
richtig schön. Obwohl ich etwas Skepsis hatte, dass
die Erweiterung auf Twilight die Con noch viel weiter
in Richtung Filmfanh-Hype verschieben würde. Aber das
stimmte gar nicht, denn noch nie waren die Vorträge
so gut besucht wie dieses Mal, und das nicht nur bei
mir. Damit hätte ich kaum gerechnet. Und wenn ich
nach den Gewandungen und dem Alter meiner
Vortragsgäste gehe, so konnte ich doch eine ganze
Reihe von Harry Potter- und Twilight-Fans
interessieren, die ich auf früheren Cons eher in den
Schlangen der Autogrammsessions sah. Die kauften
sogar Bücher - und so ganz unanspruchsvoll ist
mein Buch über die
Fantasy ja nicht gerade.
Phantastisches Getier
auf der RingCon
Ich hielt zwei Vorträge, einen über
Gewalt in der Fantasy und einen über das
Verhältnis von Mythen, Sagen, Märchen und Fantasy
und hatte jeweils ein sehr interessiertes Publikum
von mehr als hundert Personen, die auch in eine
Diskussion einstiegen - so macht das Spaß! Diskussion
aber war natürlich hauptsächlich bei der dritten
Auflage des Streitgesprächs zwischen Anja Stürzer und
Friedhelm Schneidewind
angesagt, die sich wieder köstlich zum Thema Harry
Potter, diesmal die Verfilmungen, beharkten.
Die Nachfragen und Diskussionen bei meinen Vorträgen,
besonders aber die Mitarbeit am Streitgespräch (nach
15 Minuten hatte ich genug Wortbeiträge notiert, dass
wir drei Stunden hätten debattieren können) zeigten
wieder einmal, dass die oftmals so belächelten Cons
(belächelt nur von snobistischen Unbeteiligten) ein
wunderbarer Quell von Kreativität, Inspiration und
fruchtbarer Auseinandersetzung sind. Und da die
Phantastik ja gar nicht phantastisch (im Sinne von
übernatürlich) ist, sondern sich ganz um den Menschen
dreht, ist das auch ein Beweis dafür, dass es auf
Cons nicht weniger anspruchsvoll zugehen kann wie im
hochherrschaftlichsten Literaturseminar oder
philosophischen Symposion.
Zugegeben: manchmal
sind die Diskussionen nicht ohne ...
Dass dabei Blödelei und
Spaß den gleichen Raum einnehmen, wie die Kultur,
macht Cons dafür viel leichter verdaulich und deshalb
attraktiver. Und wenn man jetzt weiterdenkt und die
Cons in Verbindung mit den Internet-Communities wie
der "Grünen Hölle" bringt, die im
Hintergrund einer jeden Con stehen und an 365
Tagen im Jahr die Verbindung der Phantasten
untereinander aufrecht erhalten, dann kann man
schon von einer neuen Weise sprechen, in der
Kultur gelebt wird. Was die persönlichen
Verhältnisse angeht, so sind die nicht anders als
bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der
literarischen Salons des 19. Jahrhunderts, aber
dafür sind sie weniger auf die 'guten Kreise'
beschränkt und damit offener, so dass kulturelle
Teilhabe einfacher und egalitärer wird.
Ich jedenfalls freue mich auf die nächsten Cons wie
Elbenwaldspektakel, Thing, FedCon und NordCon, und
natürlich die nächste RingCon.
Bleiben Sie phantastisch! (Aber seien Sie auf den
Cons vorsichtig, wenn Sie Orks fotografieren wollen.)